In dieser Fastenzeit stehen die Antwortpsalmen der Liturgie im Mittelpunkt der Betrachtungen.
Der HERR ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist die Zuflucht meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen? Dringen Böse auf mich ein, um mein Fleisch zu verschlingen, meine Bedränger und Feinde; sie sind gestrauchelt und gefallen. Mag ein Heer mich belagern: Mein Herz wird nicht verzagen. Mag Krieg gegen mich toben: Ich bleibe dennoch voll Zuversicht. Eines habe ich vom HERRN erfragt, dieses erbitte ich: im Haus des HERRN zu wohnen alle Tage meines Lebens; die Freundlichkeit des HERRN zu schauen und nachzusinnen in seinem Tempel. Denn er birgt mich in seiner Hütte am Tag des Unheils; / er beschirmt mich im Versteck seines Zeltes, er hebt mich empor auf einen Felsen. Nun kann sich mein Haupt erheben über die Feinde, die mich umringen. So will ich Opfer darbringen in seinem Zelt, / Opfer mit Jubel, dem HERRN will ich singen und spielen. Höre, HERR, meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und gib mir Antwort! Mein Herz denkt an dich: / Suchet mein Angesicht! Dein Angesicht, HERR, will ich suchen. Verbirg nicht dein Angesicht vor mir; / weise deinen Knecht im Zorn nicht ab! Du wurdest meine Hilfe. Verstoß mich nicht, verlass mich nicht, du Gott meines Heils! Wenn mich auch Vater und Mutter verlassen, der HERR nimmt mich auf. Weise mir, HERR, deinen Weg, leite mich auf ebener Bahn wegen meiner Feinde! Gib mich nicht meinen gierigen Gegnern preis; denn falsche Zeugen standen gegen mich auf und wüten! Ich aber bin gewiss, zu schauen die Güte des HERRN im Land der Lebenden. Hoffe auf den HERRN, / sei stark und fest sei dein Herz! Und hoffe auf den HERRN!
Psalm 27
Abraham glaubte dem Herrn – der Herr schloss mit ihm einen Bund
Lesung aus dem Buch Génesis.
In jenen Tagen führte der Herr Abram hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Und er glaubte dem Herrn und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an Er sprach zu ihm: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa herausgeführt hat, um dir dieses Land zu eigen zu geben. Da sagte Abram: Herr und Gott, woran soll ich erkennen, dass ich es zu eigen bekomme? Der Herr antwortete ihm: Hol mir ein dreijähriges Rind, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine junge Taube! Abram brachte ihm alle diese Tiere, schnitt sie in der Mitte durch und legte je einen Teil dem andern gegenüber; die Vögel aber zerschnitt er nicht. Da stießen Raubvögel auf die toten Tiere herab, doch Abram verscheuchte sie. Bei Sonnenuntergang fiel auf Abram ein tiefer Schlaf. Und siehe, Angst und großes Dunkel fielen auf ihn. Die Sonne war untergegangen und es war dunkel geworden. Und siehe, ein rauchender Ofen und eine lodernde Fackel waren da; sie fuhren zwischen jenen Fleischstücken hindurch. An diesem Tag schloss der Herr mit Abram folgenden Bund: Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land vom Strom Ägyptens bis zum großen Strom, dem Eufrat-Strom.
Gen 15, 5–12.17–18
Christus wird uns verwandeln in die Gestalt seines verherrlichten Leibes
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philíppi.
Ahmt auch ihr mich nach, Brüder und Schwestern, und achtet auf jene, die nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt! Denn viele – von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche – leben als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist Verderben, ihr Gott der Bauch und ihre Ehre besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn. Denn unsere Heimat ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich auch alles unterwerfen kann. Darum, meine geliebten Brüder und Schwestern, nach denen ich mich sehne, meine Freude und
mein Ehrenkranz, steht fest im Herrn, Geliebte!
Phil 3, 17 – 4, 1
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und siehe, es redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elíja; sie erschienen in Herrlichkeit und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Und es geschah: Als diese sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja. Er wusste aber nicht, was er sagte. Während er noch redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie aber fürchteten sich, als sie in die Wolke hineingerieten. Da erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Während die Stimme erscholl, fanden sie Jesus allein. Und sie schwiegen und erzählten in jenen Tagen nie mandem von dem, was sie gesehen hatten.
Lk 9, 28b–36
Die Psalmengebete sind Zeugnisse einer sehr intensiven, existentiellen Begegnung der Betenden mit ihrem Gott. Nichts, was im Leben passiert, muss vor Gott unausgesprochen bleiben. Viele, teils sehr unterschiedliche Empfindungen fließen in die Sprache der Betenden ein. Gott und der Mensch, sie sind in einer untrennbaren Verbindung. Das träfe sogar zu, wenn der Beter sich entschieden von Gott abwendet. Die Psalmen sind Dichtungen, die auf eine Lebenssituation reagieren. Darum sind sie vielen über Jahrhunderte hinweg kostbare Worte des Bedenkens des eigenen Lebens vor Gott.
Der aktuelle Krieg Russland/Ukraine drängt Menschen, um eine Sprache zu ringen, wie unser Empfinden Raum vor Gott, Raum in unserem Glauben finden könnte. Manche, die als Kinder den 2. Weltkrieg miterleben mussten, können die unendlich bedrohliche Situation, die Angst der Betroffenen am besten verstehen. Die eigene, längst begraben geglaubte Angst greift wieder ins Leben ein.
In diese unsere Situation hören wir den Beter des Psalm 27. Dieses Gebet spricht von Vertrauen ebenso wie von bedrückender Angst. Das Gebet ließe sich auch mitsprechen als Worte in der Angst – gegen die Angst. Wenn Rettung, wenn Perspektive zu einem neuen Lebensraum, dann kommen ‚Licht und Heil‘ von Gott. Der Psalm lässt uns miterleben, dass ein solches Vertrauensbekenntnis nicht sofort alle Not und Angst auslöscht. Am Ende bleibt die Hoffnung, dieses Vertrauen möge sich bewahrheiten: ‚Hoffe auf den Herrn, sei stark, und fest sei dein Herz! Und hoffe auf den Herrn!‘ Mit diesen Worten endet unser Psalm.
Zwei Teile hat der Text: Das Vertrauensbekenntnis in den Versen 1-6 und die Bitte in den Versen 7-13. Vers 14 bindet beides zusammen: Vertrauen und Angst – sie mögen einander verbinden in der Hoffnung.
Vielleicht mutet der erste Vers wie das Rufen im Walde an, denn das, was dann als Notlage beschrieben wird, ist wirklich zum Fürchten. Der Dichter verwendet Bilder des Krieges, um seine Notlage zu beschreiben: Von den Bedrängern wird wie von wilden Tieren gesprochen, die ‚mein Fleisch zu verschlingen‘ suchen. Von einem Heer der Belagerung ist die Rede: ‚Mag Krieg gegen mich toben.‘
Die Angst ist greifbar nahe. Der Beter hat in diese Angst gekonnt sein Vertrauen eingewoben: Die Bedränger, ‚sie sind gestrauchelt und gefallen.‘ Und trotz des erlittenen Krieges: ‚Mein Herz wird nicht verzagen ... Ich bleibe dennoch voll Zuversicht.‘ Wie gelungen ist es dem Dichter, Vertrauen und Angst nebeneinander stehen zu lassen. Es ist das Gebet der Angst gegen die Angst. Das kann so nebeneinanderstehen, weil der Beter sich immer wieder ins Herz pocht: ‚Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Zuflucht meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen?‘ Dagegen: Aber ich durchlebe gerade die Gefährdung dieser meiner Zuversicht. Der Kernsatz, mit dem der Psalm eröffnet wird, ist das Mantra, das immer wieder in die verängstigte Seele gesprochen sein will, sein muss!
Die Verse 4-6 bedienen sich der Bildsprache der Tempeltheologie. Unter dem Schutz JHWHs leben zu dürfen, das ist der dringende Wunsch des verängstigten Beters. Zu denken ist an ein Haus, das als Zufluchtsort auf dem höchsten Punkt der Stadt errichtet ist. Ein Haus, das Fluchtort in Bedrängnis sein kann. Aber ein normales Haus als Sicherheitsburg reichte nicht aus, um der Angst Einhalt zu gebieten.
Die Bitte des Beters denkt an den Tempel, das ‚Haus des Herrn‘. Was darf der Beter dort erwarten? Zu Herzen gehende Empfindungen werden wach: Wenn ich im Schutz Gottes bin, dann wird mir eine einzigartige Beruhigung geschenkt: ‚Alle Tage meines Lebens die Freundlichkeit des Herrn zu schauen.‘ Wie traut, wie aufgehoben darf der Mensch sein, der sein Leben unter dem Schutz Gottes führen kann! Und wenn das so ist, dann ‚kann sich mein Haupt erheben über die Feinde ringsum.‘ Dann muss ich mich in meiner so beklemmenden Angst nicht mehr zurückziehen, mich unsichtbar machen wollen.
Dieser Heilszustand ist für den Dichter des Psalms noch nicht Wirklichkeit. Er befindet sich in diesem Spannungsfeld von Angst und Vertrauen. Wie das so ist: Wenn das Vertrauen gerade stärker ist, dann mag man schon vorausschauend sagen, was man dann alles aus Dankbarkeit tun wird. Manche haben Gelübde gemacht für den Fall, dass die ersehnte Rettung wirklich eingetreten ist. Der Beter unseres Psalms schaut auf die Zeit, wenn sich alles erfüllt haben möge. Dann: ‚Will ich Opfer darbringen in seinem Zelt, Opfer mit Jubel, dem Herrn will ich singen und spielen.‘ Wie schön, wenn dieser Zeitpunkt gekommen sein wird.
Aber noch ist die Wirklichkeit anders. Der zweite Teil des Psalms ist ein Bittgebet. Als Szene können wir uns vorstellen, dass der Beter darum bittet, zu einem Gericht zugelassen zu werden, um seine Sache vertreten zu dürfen, um sich verteidigen zu können gegen die, die ihn bedrängen, die sogar ein Todesurteil gegen ihn wollen.
Wir können die Not des Beters nachfühlen. Mit vielen Imperativen, zwingenden Aufforderungen, wendet sich der Bedrängte an den Herrn, an seinen Gott: ‚Höre, Herr, meine Stimme! ... Gib mir Antwort! ... Verbirg nicht dein Angesicht! ... Weise nicht ab! ... Verstoß mich nicht! ... Leite mich! ... Gib mich nicht preis!‘ Es bedarf keiner großen Anstrengung, die Not des Betenden mitzubekommen.
Wir spüren die Intensität dieser Beziehung zwischen dem Beter und Gott. Während der erste Teil des Psalms noch JHWH in der dritten Person ansprach, ist nun die Sprachrichtung direkt: vom Ich zum Du. Und zwar in einer Not, die alles in die Waagschale wirft, um gehört zu werden.
In den drängenden Aufforderungen an Gott flicht der Beter aber auch seine schon immer gegebene Beziehung zu diesem Gott ein. Der Bedrängte weiß sehr wohl, was man ihm mit auf den Weg gegeben hat: Verliere nie deine Bindung an Gott. So spricht der Beter: ‚Mein Herz denkt an dich: Suchet mein Angesicht.‘ Wer so spricht, weiß, dass er sich in seiner Not auch so an Gott wenden kann, ja unbedingt wenden soll: ‚Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.‘ Die Not erschwert diese Suche vielleicht.
Dann wiederum erinnert sich der Beter: ‚Du wurdest meine Hilfe!‘ Das scheint er zu kennen. Aber gleich wieder diese unstillbare Furcht: ‚Verstoß mich nicht, verlass mich nicht, du Gott meines Heils.‘
Wie groß die Angst der Verlassenheit des Beters ist, zeigt der Vergleich mit der naturgegeben engsten Verbindung: ‚Wenn mich auch Vater und Mutter verlassen‘ – aber dahinter steht das Vertrauen: ‚Der Herr nimmt mich auf‘.
Was in dieser Gemengelage der widerstreitenden Gefühle Not tut, ist eine Orientierung. Um die bittet der Beter dann: ‚Weise mir, Herr, deinen Weg, leite mich auf ebener Bahn wegen meiner Feinde. Gib mich nicht meinen gierigen Gegnern preis!‘ Das Bittgebet endet mit der Zuversicht seines Glaubens: ‚Ich bin gewiss, zu schauen die Güte des Herrn im Land der Lebenden.‘
Der Blick der Betenden im Alten Bund ist vor allem auf die Wirklichkeit des Lebens auf der Erde gerichtet. Die Wirklichkeit der zu durchleidenden Angst hat ihren Platz im Bedenken des Lebens vor und mit Gott. Die Wirklichkeit des Vertrauens ganzer Generationen Glaubender trägt auch das Ringen des Betenden mit. Diese Spannung ist aushaltbar über die Hoffnung. Sie möge den in Not Geratenen mittragen, bis sich der Glaube erfüllt, dass der Herr wirklich ‚Licht und Heil (Rettung)‘ ist.
Wie aktuell so uralte Worte sein können, werden die wissen, die in Not gebetet haben: ‚Höre, Herr, meine Stimme, wenn ich rufe!‘ Und manche kennen den Trost, der dem Gebet des 27. Psalms vorangeht: ‚Der Herr ist die Zuflucht meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen?‘
Ihr Matthias Schnegg
am kommenden Sonntag
Unser Kantor spielt am Sonntag den 20.3. nach dem Gottesdienst ein Orgelkonzert mit Werken von Bruhns, Bach und Franck. Herzliche Einladung hierzu.
am kommenden Freitag von 19-23 Uhr. Unsere Kirche ist offen. Für jede Stunde haben sich Gemeindemitglieder gefunden, die dann in der Kirche sein werden. Herzlichen Dank dafür.§
* sonntags Mitfeier der Hl. Messe - 18 Uhr, in der Sommerzeit dann 19 Uhr
* donnerstags Morgenlob in der Kirche - 7 Uhr.
* freitags Wortgottesdienst, von Gemeindemitgliedern gestaltet - 18 Uhr
* freitags online-Bibelgespräch 20 - 21 Uhr
* diakonisch: Jeden Sonntag steht der Korb für das Notel bereit. Gebraucht werden Nutella, Salami, roher und gekochter Schinken, Zahnbürsten, Erdnussbutter (für besondere Genießer unter den Gästen)§
Für die Feier des Karfreitags sind Sie eingeladen, eine Fürbitte mit einem aktuellen Anliegen zu formulieren. Angesichts der unterschiedlichen Nöte, die die Welt bewegen, sollen dieses Jahr nicht die formalen Fürbitten verwendet werden, sondern Anliegen, die uns tatsächlich bewegen - wie in unserer Sonntagsmessfeier ausschließlich die im Fürbittbuch hinterlegten Gebetsanliegen zum Allgemeinen Gebet der Gemeinde werden.
Wer bereit ist, eine Fürbitte für die Karfreitagslitugrie zu formulieren, melde sich bitte, damit die angesprochenen Themen koordiniert werden können. Insgesamt sind 10 Bitten erwünscht.
13.03 - 20.03.2022
Reminiscere
2. Fastensonntag
Heilige Messe der Gemeinde
Sechswochenamt Cornelia Kleijn-Stangier
Donnerstag:
7.00 Uhr Morgenlob in der Fastenzeit
Freitag:
18.00 Uhr Wortgottesdienst der Gemeinde
20.00 Uhr Bibelgespräch Online
Oculi
3. Fastensonntag
Heilige Messe der Gemeinde
Jahrgedächnis Klaus Kunkel
anschl. Orgelkonzert zur Passionszeit