Sonntag, der 22. Januar 2012
3. Sonntag im Jahreskreis
Der 22. Januar ist der 22. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit verbleiben noch in Schaltjahren 344 Tage bis zum Jahresende.
22.1.1963: Deutsch-französischer Freundschaftsvertrag
Die Überraschung war perfekt. Sichtlich erleichtert wandte sich Bundeskanzler Konrad Adenauer nach seiner Rückkehr in Bonn an die deutschen Journalisten: "Wir haben versucht, den Franzosen zu zeigen, dass wir auch gute Nachbarn sein könnten, und wir haben versucht, den Franzosen zu zeigen, dass das gemeinsame Interesse darin liege, dass zwischen Frankreich und Deutschland ein dauerndes, gutes Verhältnis hergestellt wird."
Nicht umsonst spricht der Bundeskanzler zunächst einmal von einem Versuch. Schon sehr früh hatten beide Länder den Weg der endgültigen Versöhnung gesucht. Der französische Staatspräsident de Gaulle, seit 1958 an der Spitze des Landes, war eindeutig die treibende Kraft in diesem Prozess. Bundeskanzler Adenauer hatte eine zwiespältige Haltung: Er wusste, dass er am Ende seines politischen Weges war, wollte einerseits seinen Nachfolgern eine stabile deutsche Weltpolitik hinterlassen, zeigte andererseits wenig Begeisterung, sich eventuell wegen Frankreich von den USA und von der NATO abzukoppeln.
Zwei Staatsmänner - eine Vision
Aber eine Vision hatte beide Männer wieder geeinigt: Ein mächtiges Europa sollte nicht gegen, sondern unabhängig von den US-Amerikanern in die Weltpolitik eintreten. Der triumphalen Frankreich-Reise Adenauers im Juni 1962 folgte eine ebenso erfolgreiche Reise de Gaulles in die Bundesrepublik im September desselben Jahres.
In Ludwigsburg wandte sich der französische Präsident an die deutsche Jugend: "Ich beglückwünsche Sie ferner, junge Deutsche zu sein, das heißt, Kinder eines großen Volkes, jawohl eines großen Volkes, das manchmal im Laufe seiner Geschichte große Fehler begangen hat. Ein Volk, das aber auch der Welt geistige, wissenschaftliche, künstlerische, philosophische Werte gespendet hat."
Eine Woche, nachdem Paris einen Beitritt Großbritanniens zur damaligen EWG abgelehnt hatte, glaubten nur noch wenige an einen deutsch-französischen Vertrag. Nur der Bundeskanzler ließ sich nicht mehr umstimmen: "Diese Zusammenarbeit mit Frankreich haben wir ja nun seit Jahr und Tag gepflegt. Und Staatspräsident de Gaulle hat, nachdem er hier diesen Besuch in Deutschland gemacht hat, vorgeschlagen, dass man diese Begebenheiten zum gemeinsamen Handeln und zum gemeinsamen Überlegen zusammenfassen solle, um etwas Dauerndes und Festes zu schaffen."
Vertrauen unter Freunden
Der deutsche Bundestag stimmte dem Vertragswerk ohne verpflichtenden Charakter am 16. Mai 1963 mit großer Mehrheit zu, wurde allerdings durch eine Präambel ergänzt, die als deutliche Kritik an die gaullistische Politik verstanden werden konnte. Der Kanzler war um Schadensbegrenzung bemüht. Wie de Gaulle im Jahr zuvor auf Deutsch die Nachbarn angesprochen hatte, gab auch Adenauer seine persönliche Einschätzung in der Fremdsprache: "Ich bin der Meinung, dass das wichtigste Ereignis die Besiegelung dieses Vertrages am 22. Januar 1963 gewesen ist. Ohne diesen Vertrag gibt es keine europäische Einigung. Die Methoden können sich ändern, aber das wichtigste ist dabei, das Vertrauen seiner Freunde nie zu verlieren."
Verträge, so Kritiker damals, seien selten von Dauer und manche verglichen das Pariser Werk mit Rosen, die nicht von ewiger Dauer sind. Adenauer, selbst ein begeisterter Rosenzüchter, musste darauf antworten. Die Anekdote erzählte sein späterer Nachfolger Helmut Kohl zum 20-jährigen Bestehen des Elysée-Vertrags: "Ja, natürlich haben sie ihre Zeit, aber die Rose ist die ausdauerndste Pflanze, die wir überhaupt haben. Sie hat hier und da Dornen, man muss sie mit Vorsicht anfassen, aber sie hält jeden Winter durch. Jawohl, die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland ist wie eine Rose, die immer wieder Blüten bringt, die immer wieder Knospen treibt und die Winterhärte glänzend übersteht."
Es sagte:Gustav Stresemann, (1878 - 1929), deutscher Politiker, Reichsaußenminister, (Friedensnobelpreisträger 1926):
Europa ist nicht ein Gebilde, das für sich leben könnte.
Europa ist nur möglich innerhalb der Welt
und innerhalb der Weltwirtschaft.
Namens- und Gedenktage der Woche:
23.01.2012 Heinrich Seuse, Ordenspriester, Mystiker (1366)
24.01.2012 Franz von Sales, Bischof von Genf, Kirchenlehrer (1622)
25.01.2012 Bekehrung des Apostels Paulus
26.01.2012 Timotheus und Titus, Bischöfe, Apostelschüler
27.01.2012 Angela Merici, Ordensgründerin (1540)
28.01.2012 Thomas von Aquin, Ordenspriester, Kirchenlehrer(1274)
Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
Nachdem man Johannes den Täufer ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium! Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her. Sofort rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach.
Mk 1, 14-20
Wieder werden wir gut daran tun, das Evangelium des Markus als ganzes Buch im Blick zu halten. In der Liturgie begegnen wir nur Ausschnitten, sogenannten ‚Perikopen’. Sie können uns auf Irrwegen zurücklassen, wenn wir nicht das ganze Buch mitdenken.
Markus hatte in den ersten 13 Versen programmatisch beschrieben: Ich verkündige euch, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Gott hat ihn als solchen ‚inthronisiert’ mit der Stimme aus dem Himmel, die die Taufe Jesu deutet. (1,11) Jesus hat sich als einzigartig Berufener bewährt in der Versuchung durch Widergott, den Satanas. Jetzt öffnet das Markusevangelium das, was mit Jesus zu verbinden ist – und welche Reaktion von den Hörenden der Botschaft zu folgen hat.
Markus grenzt – im Unterschied etwa zu Johannes – die Geschichte des Täufers von der Geschichte Jesu ab. Der Täufer hat im Plan Gottes seinen Sinn erfüllt. Er wird ausgeliefert an Herodes. Wenn wir die Sprache des Schauspiels verwendeten: Der eine tritt ab von der Bühne, der andere kommt. Es geht natürlich um mehr als einen Szenenwechsel. Es geht um die Zeit, die erfüllt ist.
Das Verb ‚erfüllt’ steht am Anfang des Satzes – so, dass wir es in seiner Bedeutung nicht überhören können. Gottes Heilswirken ist mit Jesus von Nazareth erfüllt. Die Geschichte des Ersten Bundes geht – so der Glaube der Christen – mit Jesus in Erfüllung. Gott wirkt Heil an und in der Welt. Jesus steht mit seinem Leben als Erfahrung dieser Wirklichkeit Gottes. Es wird in allem, was Markus uns erzählen wird, nicht um eine Selbstdarstellung Jesu gehen. Jesus folgt seiner Sendung. Die Sendung ist die Darstellung der Gegenwart Gottes.
Was wie eine mehr oder weniger unbedeutende geographische Angabe erscheinen mag, spielt im Markusevangelium eine große Rolle: Jesus kommt nach Galiläa und wird die meiste Zeit seines öffentlichen Wirkens in diesem Landstrich verbringen. Es ist die Gegend der armen Leute. Es ist die Gegend, in der keine Herrschaftspaläste hervorstechen. Es erweist sich als sehr hilfreich, jetzt schon den Blick auf das Ende der Erzählung des Markus zu richten. Da sagt der ‚junge Mann, der mit einem weißen Gewand bekleidet war (Engel, Bote Gottes): „Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er (der Auferstandene) geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat“ (16,7).
Am Ende des Evangeliums verweist Markus auf ‚Galiläa’. Das ist keine Aufforderung, dass wir alle in den Norden Palästinas reisen müssten, um dem Auferstandenen zu begegnen. ‚Galiläa’ wird zum Begriff für das Heilswirken, das an Jesus ablesbar und erlernbar geworden ist. Um was geht es da? Um das Evangelium Gottes. Die Frohbotschaft lautet: Gottes Heil wird jetzt sichtbar. Die Herrschaft Gottes – das Reich Gottes – ist da. In den Gleichnissen im 4. Kapitel wird Markus das genauer beschreiben. Die Herrschaft Gottes ist ein dynamischer Prozess. Das Reich Gottes beschreibt den Anspruch Gottes, Raum zu haben in der Welt. Aus unserer eigenen Lebens- und Glaubenserfahrung wissen wir, dass die Herrschaft Gottes längst nicht überall Raum genommen hat. Manchmal leiden wir daran, dass die Herrschaft Gottes nicht offensichtlicher und erfassbarer ist.
Wie wir im Verlauf des Evangeliums des Markus erfahren werden, bindet Markus seinen Glauben an die endgültige, Heil schaffende Kraft Gottes an eine Gegenüberstellung. Das Gegenüber sind die Herrscher der Welt. In der Zeitgeschichte des Markus ist es der römische Kaiser, der Jerusalem und den Tempel zerstörte (70 n. Chr.). Die Gewalt der bösen Mächte in der Welt ist immer präsent. Auch uns ist sie immer wieder gegenwärtig. Das Markusevangelium verkündet: Jetzt, mit Jesus, ist das Heil Gottes da. Markus glaubt, dass Gott die Herrschaftsmacht des Bösen überwindet.
Da mag uns der Atem stocken angesichts der vielen Unheilserfahrungen, denen wir täglich begegnen. Wir werden gleich zu Beginn des Evangeliums darauf verwiesen, dass wir im Glauben werden ringen müssen mit der Paradoxie: Gottes Herrschaft ist da! Und: Wir erleben sie nicht als endzeitlichen Zustand des Heiles. Markus verbindet daher die Heilszusage des angekommenen Reiches Gottes mit Konsequenzen, die sich für die Glaubenden daraus ergeben: Kehrt um! – so lautet die erste Forderung. Dieser Ruf ist uns von Johannes dem Täufer bekannt. Er tauchte die Menschen unter im Blick auf das Gericht Gottes. Jesus beschreitet im Markusevangelium einen anderen Weg: Kehrt um! bedeutet: Lasst euren Blick auf Gott zugehen.
Und wie geht das? Glaubt an die Heilsbotschaft, glaubt an das Evangelium. Das Evangelium ist die Botschaft vom Heil, das Gott endgültig mit Jesus der Welt gegeben hat. Am Ende des Markusevangeliums werden wir vernehmen, dass der Auferstandene zu finden ist, wenn wir das tun, was Jesus in seinem Wirken in Galiläa getan hat. Die Gottesherrschaft ist da – aber nicht vollendet für uns sichtbar. Es gibt einen Zwischenraum zwischen der Erfahrung mit dem lebenden Jesus von Nazareth, dem ‚Sohn Gottes’ und der zu erwartenden Vollendung der Gottesherrschaft. Das Evangelium verbindet dies mit dem Wiederkommen des Menschensohnes. (13,26) In der Zeit ‚dazwischen’ ist unser Kontakt zum heilenden, gegenwärtigen Gott ‚das Evangelium’. Der uns gegenwärtige Gott, der uns gegenwärtige auferstandene Herr lebt mit uns in seinem Evangelium. Er lebt mit uns – so Markus – in dem Evangelium, das er uns hinterlassen hat. Er lebt mit uns, wenn wir ‚nach Galiläa’ gehen, also so handeln, wie Jesus gehandelt hat.
Das sind wieder gewaltige Gedankengänge. Gerade weil wir den Kontrast zur Welterfahrung manchmal so schmerzlich spüren, sind wir auf das Vertrauen verwiesen. Darum schließt Markus mit der zweiten Forderung an: Glaubt dem Evangelium. Glaubt dem auferstandenen Herrn. Glaubt dem anwesenden, heilenden Gott. Erweist diesen Glauben, indem ihr handelt wie Jesus es getan hat.
Dann wird Markus uns Geschichten wiedergeben, die Jesu heilendes, befreiendes, Gott eröffnendes Leben bezeugen. Bevor Markus das erzählt, ist ihm wichtig, Jesus nicht alleine stehen zu sehen. Vor jeder Erzählung vom Wirken Jesu steht die Berufung der ersten beiden Schülerpaare. Anders als bei Rabbinern, fragen die Schüler nicht selbst, ob sie Schüler sein dürfen. Jesus ergreift die Initiative. Er ruft. Die Angesprochenen folgen. Sie sind Fischer. Die Aufforderung, von nun an Menschen zu fangen, erweckt bei uns Widerspruch. Wir werden bei Markus aber immer wieder finden, dass Jesus zunächst negativ belastete Begriffe aufgreift und in seinem Sprachgebrauch umwandelt. Das werden wir beim ungerechten Verwalter finden. Das finden wir hier beim Menschenfischen. Diese paradoxen Bilder rufen höhere Aufmerksamkeit auf.
Markus sagt: Berufung geschieht durch Gott (gewiss nicht nur Amtsträger!). Berufung fordert ein entschiedenes Mitgehen. Berufung kann familiäre Bindungen in einen anderen Rang setzen. Berufung für die Fischer Andreas, Simon, Jakobus und Johannes heißt, sich jetzt nicht mehr um Fischfang zu kümmern, sondern um Menschen. Das Leben Jesu wird illustrieren, was damit gemeint ist. Schnell wissen wir dann, dass es nicht um das Einfangen von Menschen geht. Wir werden Jesus erleben, der sich den Mächten des Bösen um der gequälten Menschen willen entgegensetzt. Wir werden erleben, wie Jesus heilt, wo Krankheit das Leben und den Blick auf Gott verdüstert. Wir werden erleben, dass Jesus eindeutig am Tisch der Kleinen und Armen Platz nimmt und aus Isolation und Verurteilung löst. Das meint: sich um Menschen kümmern.
Die zuerst gerufenen Schüler werden (bis auf Andreas) an entscheidenden Stellen des Lebens Jesu ursprüngliche Zeugen sein. Glauben wird immer eine Gemeinschaft brauchen. Sie wird immer eine Gemeinschaft haben. Das wir in mancher Infragestellung, in manchem Zweifel, in manchem erschütterten Vertrauen eine große Hilfe sein. Das Markusevangelium wird uns ermutigen, Gott als dem vertieft trauen zu lernen, von dem Leben kommt. Die uns umgaukelnden Mächtigen – so Markus – können nicht Heil unseres Lebens sein. Wir werden mit dem Evangelium des Markus in dieses Zutrauen wachsen. Das Evangelium ist die lebendige Gegenwart im Zwischenraum zur Erfüllung der Zeit.
Ihr Matthias Schnegg
3. Sonntag im Jahreskreis
Sonntag, den 22.01.2012
um 18 Uhr Heilige Messe für die Gemeinde
Und Gedenkmesse für Anton Schnegg
Um 20 Uhr GEISTLICHES KONZERT
FÜR ORGEL UND TENOR
Donnerstag, den 26.01.2012
um 17 Uhr Rosenkranz für den Frieden
und die Verständigung der Kulturen
4. Sonntag im Jahreskreis
Sonntag, den 29.01.2012
um 18 Uhr Heilige Messe für die Gemeinde