Sonntag, den 15.07.2012
15. Sonntag im Jahreskreis
Der 15. Juli ist in Schaltjahren der 197. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit verbleiben noch 169 Tage bis zum Jahresende.
So schnell kann's gehen: Ein Arbeiter, der das Dachblei reparieren sollte, ist ein wenig unaufmerksam, und schon liegt eine der bedeutendsten Kirchen der Christenheit in Schutt und Asche. So geschehen im Jahre 1823, als die Basilika Sankt Paul vor den Mauern in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli durch ein Feuer fast vollständig zerstört wurde. Damals wußte aber die Christliche Welt noch, was sich "gehört": Eine Spendenflut ermöglichte den schnellen Wiederaufbau, und schon im Jahre 1854 konnte Papst Pius IX die neu erstandene Basilika einweihen. Aber: Der Innenraum lässt trotz reicher Marmor- und Alabasterarbeiten die Feinheit der ursprünglichen Ausstattung vermissen. Beim Neubau wurde beispielsweise die Kannelierung der Säulen unterlassen. Dennoch spiegelt der Säulenwald, der die Basilika in fünf Schiffe unterteilt, die ursprüngliche Raumwirkung wider und lässt damit auch die Wirkung der ähnlich dimensionierten und konstruierten Basilika Ulpia auf dem Trajansforum erahnen.
Es sagte Leo (Lew) Nikolajewitsch Graf Tolstoi, (1828 - 1910),
russischer Erzähler und Romanautor:
Gleich wie Feuer nicht Feuer löscht, so kann Böses nicht Böses ersticken. Nur das Gute, wenn es auf das Böse stößt und von diesem nicht angesteckt wird, besiegt das Böse.
+ Aus dem heiligen
Evangelium nach
Markus
In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter, und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie. Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.
Mk 6, 7-13
Der Satz vor unserer Perikope berichtet, dass Jesus durch die Dörfer im Umkreis zog und lehrte (6,6b). Das Markusevangelium hat wieder nicht breiter erklärt, was Jesus lehrte. Andere Evangelisten sind da üppiger - wie z. B. Matthäus in seiner Bergrede Mt 5-7. Das Markusevangelium denkt also an die Inhalte, die beim ersten öffentlichen Auftreten Jesu gesagt waren: Erfüllt ist die Zeit, nahegekommen das Reich Gottes; kehrt um und glaubt an das Evangelium (1,15).
Nachdem Jesus im Markusevangelium diesen programmatischen Ausspruch getan hat, werden die ersten Schüler berufen (Mt 1,16-20). Mit dieser Abfolge in seiner Erzählung hat Markus schon bedeutet, dass der ‚Anfang des Evangeliums von Jesus, dem Sohn Gottes, dem Messias‘ (1,1) nicht mit der Person Jesu endet. Die Berufung der Schüler eröffnet sogleich die Weitergabe dieser Botschaft durch Menschen, die hinter Jesus hergehen werden. Es sind die, die umgekehrt sind, sich neu am Messias Jesus orientieren und ihn als das letzte Evangelium Gottes glauben und verkündigen. Davon lebt das Evangelium. Darin sieht es auch seinen bleibenden Sinn. Wir kennen bereits das Ende des Evangeliums. Da schickt der Auferstehungsbote die Schülerinnen und Schüler Jesu nach ‚Galiläa‘. (16,7) Wie uns längst vertraut ist, steht ‚Galiläa‘ hier als Chiffre für das, was Jesus als Maß der Gottesherrschaft hinterlassen hat. Zu verkündigen ist, was der Herr getan hat. Dadurch werde offenbar, was als Gottesherrschaft begonnen hat.
Nach der Berufung der ersten Schüler berichtet das Markusevangelium ausführlich über die Befreiungen, die Jesus bei Besessenen erwirkt und von Heilung vieler Kranker. Ehe ein Auftrag an einen größeren Schülerkreis ergeht, hat Jesus in der Darstellung des Markus diese Macht der gegenwärtigen Gottesherrschaft erlebbar gemacht. In 3,13-19 werden schließlich die Zwölf beauftragt, aber noch nicht ausgesandt. Die Aussendung erfolgt erst in unserem Textabschnitt des 6. Kapitels. Zwischen Beauftragung und Sendung sind wieder Befreiungsgeschichten und Heilungsberichte erzählt. Vor der direkten Aussendung sind wir den Ablehnungen gegen Jesus begegnet – abgelehnt durch seine Verwandten, durch die Schriftgelehrten und in seiner Heimatstadt. Es gehört wohl dazu, dass die, die gesendet werden, wissen, was ihnen passieren kann. Es kann ihnen ergehen wie ihrem Meister: Sie werden abgelehnt – sei es, dass die eigenen Verwandten einen um seines entschiedenen Lebens als Hinterhergehende willens für naiv oder verrückt halten; sei es, dass die religiös Bestimmenden ihren Einflussbereich und ihre Lehrautorität gefährdet sehen; sei es, dass das Umfeld sich wundert, wie man so entschieden gegen den Trend der Gesellschaft denken und handeln kann. Wir können uns vielleicht in diesen Bereichen wiederfinden.
Wir erkennen wieder einmal, wie das gesamte Evangelium eine eigene Erzähldramaturgie hat. Allein die Anordnung bestimmter Themen lenkt das Verständnis der Lesenden und Hörenden. Nachdem klar ist, wie die Macht Gottes in Jesus wirkt, werden die Zwölf selbst mit dieser Vollmacht ausgestattet. Zugleich wissen die so Gerufenen, dass sie mit Widerstand und Ablehnung rechnen müssen.
Die Aussendung beginnt mit einer praktischen Festlegung: Geht zu zweit. Zwei gelten in ihrem Zeugnis gemäß der Tora (Dt 19,15) als glaubwürdiger; zwei können einander auch gegenseitig stärken. Auffallend, dass im ersten Auftrag nur die Vollmacht über unreine Geister erwähnt wird. Im späteren Vers 12 wird berichtet, dass die Gesandten auch noch heilen und lehren. Die besondere Bedeutung der Vollmacht über die unreinen Geister wird durch die Hervorhebung im ersten Auftrag unterstrichen.
Uns ist schon bei der bisherigen Lektüre des Markusevangeliums aufgefallen, dass diesen unreinen Geistern, den Dämonen, eine große Aufmerksamkeit zukommt. Dämonen sind all die Mächte, die einen Menschen an einem freien, selbstbestimmten Leben hindern. Solche Mächte können Besitz ergriffen haben. Manche von uns kennen es aus eigenen, leidvollen Erfahrungen, wie sich Besetzungen auswirken können. Besetzungen durch einen nicht zu erfüllenden Willen; Besetzungen durch die Idee, einen anderen Menschen für sich besitzen und bezwingen zu wollen; Besetzungen durch Sucht, die nicht mehr frei entscheiden lässt. Besetzungen durch Ängste, die keinen Namen zu haben scheinen. Besetzungen sind zerstörerische Kräfte, die das Leben nicht frei sein lassen. Die Macht des Willens, der beherrschen und kontrollieren will, zerstört eigenes und fremdes Leben. Die Macht des Neides zerfrisst. Die Macht des Stolzes macht einsam. Die Macht des Luxus macht fade. Die Macht der Habgier laugt aus. Wer je solchen Mächten unterlegen war, weiß, wie fremd sich selbst anekelnd solche Widermächte gegen das eigene Leben sein können.
Die Botschaft der nahe gekommenen Gottesherrschaft lädt ein, mehr der Macht Gottes zu trauen als den besetzenden Aber-Mächten. Wir werden unschlüssig oder skeptisch sein, ob denn der Glaube an das Evangelium Menschen aus diesen Besetzungen befreien kann. Wir wissen von einigen – oft freikirchlichen - Gemeinden, dass in ihnen diese Kraft der Befreiung von verhindernden Mächten groß ist. In der Aussendung der Schüler schickt Jesus sie mit der Vollmacht über die unreinen Geister los. Sie mögen die Menschen erfahren lassen, dass die Macht Gottes freier macht. Diese Kraft Gottes in den Gesandten wird sich in unterschiedlicher Weise praktisch ausführen. Es wird nicht reichen, ‚nur‘ davon zu reden, dass man der Macht Gottes trauen kann. Das Große wird darin liegen, den Besessenen zu erreichen, damit die Übermacht der zerstörerischen Geister durch die Vollmacht Gottes vorgeführt werden kann. Wenn wir fragen, wie wir so etwas machen können, so werden wir erkennen, dass wir zur rechten Zeit in der rechten Begegnung Werkzeug des selbst wirkenden Geistes Gottes sind. Ab und an ist uns solche Erfahrung geschenkt.
Dann kommen die Anweisungen, wie sie gehen sollen – eigentlich mit nichts sich auf den Weg machen: Kein Brot, denn verlass dich darauf, dass Gott dir Menschen zur Seite gibt, die mit dir teilen, was du zum Leben brauchst. Keinen Reisesack, denn der wäre für Proviantpakete gedacht, die man sich schenken ließe. Kein Kupfergeld, denn Gott wird zur Seite geben, was man braucht. Keine Kleidungsstücke mehr als das eine Untergewand und das Obergewand bzw. den Mantel; letztere werden als Schlafgrundlage gebraucht. Mitnehmen dürfen sie aber den Stab (zur Stütze und als Waffe gegen bedrohliche Tiere und Menschen) und Sandalen, weil der Weg weit sein kann.
In den ersten Überlieferungen der Logienquelle dürfen auch weder Stab noch Sandalen mitgenommen werden. Wenn das Markusevangelium diese beiden doch ‚erlaubt‘, erkennen wir daran, wie sich die Begebenheiten seit den Tagen des Lebens Jesu verändert haben. Die Ausgesendeten zur Zeit Jesu gingen vermutlich in sehr abgegrenztem Raum in Galiläa. Die urchristlichen Gemeinden haben sehr viel weitere Wege und Wegumstände zu bestehen. Darum lässt das Markusevangelium Ausnahmen von der Regel zu, nichts mitzunehmen. Solche kleinen Änderungen ermutigen auch, ein Evangelium immer in die Lebensumstände der jeweiligen Lesenden zu übertragen. Wir müssten überlegen, was wir heute zu beachten haben, wenn wir in seinem Auftrag losgehen.
Es folgt die Mahnung, in dem Haus zu bleiben, in das man zuerst eingekehrt ist. Das geht gegen die Lust des Quartierwechsels, wenn sich etwas Besseres auftut. Wo ein Ort nichts von der Botschaft wissen will, da dürfen die Gesendeten weiterziehen. Sie sind nicht verpflichtet, unaufhörlich auf die Anderen einwirken zu wollen. Wenn Gott selbst wirkt, was soll ein Gesendeter verbissen jemanden ‚bekehren‘ wollen? Den Staub sollen sie von ihren Füßen klopfen - sie legen ihre Verantwortung ab und sie ziehen eine klare Grenze. Die, die das Wort nicht angenommen haben, werden selbst die Verantwortung im Gericht Gottes leisten müssen.
Unser Textabschnitt endet mit der Meldung über die Tätigkeit der Gesendeten: Sie verkündigen, was im ersten Satz Jesu gesagt war (1,15): Kehrt um! Orientiert euer Leben in das Vertrauen auf Gott. Von da sind Leben und Freiheit zu erwarten, nicht von den Geistern der Besetzung. Die kleinen Figuren im Portal unserer Kirche – Neid, Stolz, Luxus, Habgier – sind Geister dieser Besetzung. Die Einladung des Portals heißt, sich im Innenraum der Kirche von anderen Lebensmöglichkeiten erzählen zu lassen – z. B. die Geschichten der Deckenfresken. Zugang dazu ist die ‚Tür‘, Jesus, der Messias. Wir finden die Verbindung von Vollmacht über die unreinen Geister und Verkündigung zur Neuorientierung also auch im ikonographischen Programm unserer Kirche.
Neben der Verkündigung vertreiben die Gesendeten die unreinen Geister. Sie salben die Kranken mit Öl – einem Zeichen des Heilens Gottes. Das kann auch im Zeichen der Zuwendung, der Pflege und der Begleitung in körperlicher oder/und seelischer Krankheit bedeuten. Aus dem Jakobusbrief kennen wir die Salbung als eine Form der Seelsorge durch die Ältesten der Gemeinde (Jak 5,14f).
Wir hören diesen Text heute. Wir werden uns mal auf der Seite derer finden, die um Befreiung ringen; mal werden wir uns als Gesendete finden – in der Ermutigung Anderer, dem Evangelium Gottes, dem Messias Jesus trauen zu lernen, in pflegender Begleitung. All das sind im Verständnis des Markusevangeliums lebendige Zeichen für die Gottesherrschaft, die nahe gekommen ist im Messias Jesus. Was er in ‚Galiläa‘ vorgelebt hat, das wird uns Auftrag. Dann ist Köln ein Ausführungsort für die, die ‚nach Galiläa‘, also hinter ihm her gehen.
Ihr Matthias Schnegg
Sonntag, den 15.07.2012, 15. Sonntag im Jahreskreis
um 19.00 Uhr Heilige Messe der Gemeinde
Donnerstag, 19.07.2012 um 18.00 Uhr Rosenkranzgebet für den Frieden und die Verständigung der Kulturen
Samstag, den 21.07.2012 um 15.00 Uhr Trauung
des Brautpaares Nadine Müller und Dennis Oberste-Hetbleck
Sonntag, den 22.07.2012, 16. Sonntag im Jahreskreis
um 14.00 Uhr Taufe des Kindes Luna Isabell Grisanti
um 19.00 Uhr Heilige Messe der Gemeinde
und Jahrgedächnis für Franz Josef Kuß
Sie sind eingeladen
Restaurierung der historischen Fenster – ein Blick in die Geschichte: Mit dem Aufbau der Gerüste wird nun spürbar, dass nach langen Vorplanungen und Genehmigungsverfahren die historischen Fenster restauriert und mit einer Schutzverglasung gesichert werden. In der Beschreibung von St. Maria Lyskirchen in den ‚Stadtspuren’ findet sich u.a. in der Bauchronologie ein Hinweis auf die bedeutsamen Fenster: „1520/30 wird das Langhaus von St. Maria Lyskirchen umgebaut. Alle Fenster, außer denen der Emporen, werden durch spätgotische Maßwerkfenster ersetzt. Gobelinus Schmidgen und seine Frau Ursula stiften Glasgemälde für das Nordseitenschiff. Auch das Südseitenschiff erhält in dieser Zeit neue Fenster und Glasmalereien...“ (Ralf Krombholz, Stadtspuren 18, Köln 1992, S. 221) Jene Stifter der Fenster sind auch die Stifter für den Flügelalter ‚Beweinung Christi’ des Joos van Cleef. Heute gibt es nur noch eine Kopie dieses Altares in der nördlichen Chorkapelle der Katharinenkapelle. 1816 nämlich wurde (wohl aus Geldmangel der Gemeinde) dieser Altar verkauft. Seit ca. 1830 befindet sich das Original im Städel-Museum in Frankfurt. Caspar Bernard Beckmann schuf eine perfekte Kopie des Altarbildes – und hat sich bis heute in unserer Kirche erhalten.
Der LYSKIRCHENSonntag war wieder üppig beschenkt. Danke für 674,15 €, die wir wieder zusammengetragen haben. Das ist auch eine Form der Zuneigungserklärung zur hier lebenden Kirche. Danke sehr!