Weh den Sorglosen;
das Fest der Faulenzer ist vorbei
Lesung aus dem Buch Amos.
Weh den Sorglosen auf dem Zion und den Selbstsicheren auf dem Berg von Samária! Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall. Ihr grölt zum Klang der Harfe, ihr wollt Musikinstrumente erfinden wie David. Ihr trinkt den Wein aus Opferschalen, ihr salbt euch mit feinsten Ölen, aber über den Untergang Josefs sorgt ihr euch nicht. Darum müssen sie jetzt in die Verbannung, allen Verbannten voran. Das Fest der Faulenzer ist vorbei.
Am 6, 1a.4–7
Erfülle deinen Auftrag rein und
ohne Tadel, bis zum Erscheinen
Jesu Christi
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an Timótheus.
Du, ein Mann Gottes, strebe nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut! Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast! Ich gebiete dir bei Gott, von dem alles Leben kommt, und bei Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis abgelegt hat und als Zeuge dafür eingetreten ist: Erfülle deinen Auftrag rein und ohne Tadel, bis zum Erscheinen Jesu Christi, unseres Herrn, das zur vorherbestimmten Zeit herbeiführen wird der selige und einzige Herrscher, der König der Könige und Herr der Herren, der allein die Unsterblichkeit besitzt, der in unzugänglichem Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag: Ihm gebührt Ehre und ewige Macht. Amen.
1 Tim 6, 11–16
In jener Zeit sprach Jesus zu den Pharisäern: Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lázarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lázarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lázarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lázarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.
Lk 16, 19–31
Der Prediger Jesus, in seiner Nachfolge der Prediger Lukas, erreichen die Zuhörerschaft, indem sie Geschichten erzählen, Gleichnisse und Beispiele als Denkanstöße, als Hilfen zur Besinnung über das eigene Leben. Dabei werden Jesus ebenso wie Lukas sehr praktisch denkende Erzähler gewesen sein.
Im Zeugnis des Lukasevangeliums spielt für Jesus der Umgang mit den Gütern dieser Welt eine große Rolle. Dabei liegt der Schwerpunkt wahrscheinlich nicht auf der moralischen Ermahnung. Alles dient dem Ziel, das ewige Leben zu finden. (10,25) Das ewige Leben verstehen wir da als den Zustand der ungebrochenen, endgültigen Gemeinschaft mit Gott. Unser Leben versteht sich als ein Weg auf dieses Ziel hin, ein Weg des Lernens und des Reifendürfens. Der Umgang mit den Gütern dieser Welt bekommt somit eine geistliche Dimension. Wenn es in die Einübung der Gemeinschaft mit Gott geht, dann spiegelt sich das aus im Umgang mit dem Besitz wider.
Lukas hatte uns schon die Beispielgeschichte vom reichen Kornbauern erzählt. (12,15.21) In dieser Geschichte ist es der Tod, der so brutal klar macht, dass aller Besitz kein Selbstzweck sein kann. ‚Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast?‘ Sehr ernüchternd, diese Sicht auf den Drang, viel um sich und für sich anzuhäufen.
In der Geschichte, die uns der Evangelist heute überliefert, treffen wir auf jemanden, der – wie es die Zukunftsplanung des reichen Kornbauern war: ‚Ruh dich aus, iss und trink und freu dich!‘ Der reiche Mann der heutigen Erzählung lebt in diesem Stil. Wir bekommen plastische Bilder zu diesem Herrn: Detailliert wird die sehr teure und edle Gewandung benannt. Und ‚Tag für Tag kann er glanzvolle Feste feiern‘. Beschreibung eines sorglosen Lebens im Überfluss.
Vom Gegenpol in der Geschichte lernen wir den Namen kennen: Lazarus (übersetzt: Gott hat geholfen). An Kleidung ist nichts zu beschreiben. Nennenswert sind die Geschwüre an seinem Leib. Ein Kontrastbild eines Menschen in den Niederungen seiner Lebensumstände. Er wird ins Verhältnis zum reichen Mann gesetzt: Sein Hunger verbindet ihn mit dem Reichen – und zwar so, dass er selbst das nicht bekommt, was ‚vom Tisch des Reichen herunterfiel‘. Stattdessen muss er sich von unreinen Tieren, den aasfressenden Straßenhunden, die Geschwüre lecken lassen. Eine Elendsgestalt.
Als Zuhörer sind wir schon in Aufmerksamkeit gezogen. Diese Erzählungen wollen gerade das: Dass wir uns wiederfinden im Erzählten; dass wir Bilder in uns aufsteigen lassen, die durch diese Erzählungen angestoßen sind. Für uns kommt vielleicht fast unausweichlich der unüberbrückte Kontrast auf zwischen den Armen und Reichen, der Kontrast in unserer Gesellschaft, aber mehr noch der zwischen den Völkern dieser Erde. Mag sein, dass der Prediger Jesus und in seiner Folge der Prediger Lukas genau dieses Unwohlgefühl wecken wollen. Und weil es um eine Frage unseres Verhältnisses zu Gott geht, spielt die folgende Szene zwischen Himmel und Unterwelt. Beides sind Bilder des Zustandes der Verbindung zu Gott oder der Entfernung von Gott.
So führt die Geschichte fort, dass Lazarus nach seinem Tod in ‚Abrahams Schoß‘ getragen wurde. Er ist ein Kind Abrahams. Er hat Anteil an der Verheißung, die Gott Abraham und seinen Nachkommen zugesprochen hat. Wie wir erfahren werden, ist die alleinige Zugehörigkeit zur Familie der Nachkommen Abrahams nicht ausreichend. Diese Zugehörigkeit erweist sich in der Treue zu diesem Bund.
Der Reiche stirbt auch und wird begraben. Keine Engel, die ihn in Abrahams Schoß trügen. Sein Ort ist der Ort der Nichtverbindung mit Gott, die Unterwelt. Dort leidet er große Qualen. In der Geschichte sind es die Qualen der Hölle. In der Übertragung ist die Qual die Abwesenheit von Gott.
Jetzt beschreibt die Erzählung das Ringen um eine Auflösung dieses Zustandes. Es ist absolut nicht erstrebenswert, so zu enden, wie der Reiche seine Lebensbilanz ertragen muss. Dramatisch ringt er darum, Linderung zu erfahren. Lazarus ‚soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir (dem Reichen) die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.‘ Wie erbarmungswürdig dieses Betteln um eine noch so kleine Linderung.
Abrahams zurückweisende Antwort lenkt den Blick auf die selbstsüchtige Lebenshaltung des Reichen. Die Abrechnung: Auf Erden Armut erlitten, im Himmel mit Reichtum entlohnt – oder: Auf Erden mit Reichtum belohnt, in der Unterwelt zur Qual verdammt – diese Abrechnung stößt bei uns auf Unbehagen. Wo bleibt die Barmherzigkeit Gottes, die sich letztlich auch eines Reichen erbarmen wird. Aber das Thema der Unterweisung unserer Beispielgeschichte beschäftigt sich gerade nicht mit dem Thema Barmherzigkeit, sondern mit dem Thema der Umkehr der Verhältnisse. Das menschliche Maß von Wohlstand ist nicht das Maß Gottes. Im Magnificat der Maria überliefert uns Lukas die Weisheit Gottes: ‚Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben, die Reichen lässt er leer ausgehen.‘ Diese Umkehrung der Verhältnisse ist ein Ruf, sich als Mächtiger nicht über die anderen zu erheben und als Reicher nicht nur an und für sich zu denken. Das ist die Botschaft, die die Glaubenden für ihre eigene Lebensgestaltung beherzigen mögen. Dabei bleibt möglichst immer im Blick, dass es um das Erlernen des Lebens nach dem Maß Gottes geht.
Wie ernst es mit der Mahnung zur rechten Lebensgestaltung ist, unterstreicht die Erzählung von Lazarus und dem Reichen. In der Geschichte wird vom ‚unüberwindlichen Abgrund‘ gesprochen, der einen Übergang in die je andere Sphäre nicht gestattet. Die Prediger Jesus bzw. Lukas betonen damit, dass es bei der Überlegung des Umgangs mit dem Besitz um keine Beliebigkeit geht. Die rechte Haltung zum Besitz ist ein bedeutender Maßstab für das Hinreifen auf die Gemeinschaft mit Gott. Die Prediger sagen es so eindrücklich, um diese Kluft von vornherein vermeiden zu helfen. Die Predigt mittels dieser Geschichte möchte die glaubenden Zuhörer wachrütteln und zur Umkehr ihrer Haltung bewegen. Die Predigt als aufrüttelnder Denkanstoß.
Das Beispiel der beiden so unterschiedlichen Charakteren endet nicht mit der Beschreibung der Unüberbrückbarkeit. Die Geschichte möchte Denkanstoß sein, dass nachfolgende Generationen aus dieser Bedrängnis des Reichen lernen. Daher wird jetzt die Bitte des Reichen vorgetragen, die Brüder mögen vor dem Fehlverhalten des reichen Mannes bewahrt bleiben. Da sagen die Prediger: Sie könnten es längst wissen, wenn sie auch nur die Weisung Gottes bedächten – Weisungen der Tora und der Propheten. Wie sehr haben schon die gemahnt, sich den Armen zuzuwenden, miteinander zu teilen, Abstand zu nehmen von Ausbeutung, auf Distanz zu gehen zu korruptem Verhalten um des Profites willen. ‚Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.‘ Das ist die Mahnung Abrahams. Und wir können daraufhin annehmen, dass sowohl der Reiche als auch seine Brüder sich nicht um die Weisung Gottes geschert haben.
Dann muss noch ein schwereres Geschütz aufgefahren werden: ‚Aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren.‘ Darauf fällt die Antwort des Abrahams aus der Geschichte recht nüchtern aus: ‚Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.‘ Das ist überaus ernüchternd: Selbst das menschlich Undenkbare reichte als Motivation nicht aus, um umzukehren. Da kann aber ebenso bedeuten, dass es tatsächlich sehr schwer ist, sich der Logik unserer auf Wachstum und Profit ausgerichteten Gesellschaft zu entziehen.
Das stimmt nachdenklich. Welche Resonanz hinterlässt dieser Schluss bei uns? Wir sind Kinder dieser Welt. Wir leben aus und mit der Logik unseres Gesellschaftssystems, vor allem dem wirtschaftlichen Zweig dieser Gesellschaft. Die Predigt ist Aufschrei, sich mit dieser Unüberbrückbarkeit nicht abzufinden, sondern sich zu besinnen – z.B. auf das Teilen, um das ‚reich werden vor Gott.‘
Beispielgeschichten wie diese sind tatsächlich im Stande, uns nachdenklich, unruhig zu machen. Gut zu bedenken ist, dass es bei diesen erzählten Predigten nicht um die Vorführung eines schlechten Gewissens geht, sondern um einen Aspekt, wie wir reifen können, näher mit Gott verbunden zu sein – näher an den Zustand des ewigen Lebens zu gelangen.
Ihr Matthias Schnegg
Sechsundzwanzigster Sonntag –
im Jahreskreis
19.00 Uhr Heilige Messe
der Gemeinde
und Jahrgedächnis
Donnerstag:
15.00 Uhr Rosenkranzgebet für den Frieden und die Versöhnung der Religionen und Kulturen
Freitag:
18.00 Uhr Wortgottesdienst in der Krypta anschließend Bibelgespräch im Pfarrsälchen
Siebenundzwanzigster Sonntag – im Jahreskreis
19.00 Uhr Heilige Messe
der Gemeinde
Kollekte LYSKIRCHENSonntag
Victoriastr. 12
50668 Köln
Heilige Messe im NOTEL
jeweils dienstags
und donnerstags
um 18.45 Uhr
Am 15.Oktober feiern wir um 17 Uhr wieder den Agapegottesdienst zusammen mit der Obdachlosengemeinde Gubbio. Es ist sehr zu begrüßen, wenn die auch die Gemeinde Maria Lyskirchen sich mit Gubbio an den Tischen durchmischen. Eine herzliche Einladung zur Mitfeier auch an St. Maria in Lyskirchen.
Am 9. November wird der Organist von St. Maria im Kapitol, Wolfgang Klein-Richter, um 18 Uhr mit einem Orgelkonzert die grundlegend sanierte Klais-Orgel aufspielen. Natürlich sind auch Menschen aus Maria Lyskirchen herzlich eingeladen.
Am 16. November beginnt um 19 Uhr die 37. nachterfahrung – die Lesung eines ganzen biblischen Buches. Dieses Mal wird das Prophetenbuch Ezechiel gelesen. Da das Buch für eine Lesung zu lang ist, werden im November die ersten 24 Kapitel gelesen. Am 9. Mai 2020 lesen wir die dann folgenden 24 Kapitel.