Lesenacht
nachterfahrung – wort (+tanz) +musik
Unter diesem Thema halten wir seit 2001 zwei Mal im Jahr die Lesung eines ganzen biblischen Buches. Erstmals in diesem Jahr musste der Frühjahrstermin wegen der Pandemie ausfallen. Den Termin am 7. November wollen wir wieder wagen ...
Der HERR wird für alle Völker ein Festmahl geben;
er wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen
Lesung aus dem Buch Jesája.
An jenem Tag wird der Herr der Heerscharen auf diesem Berg – dem Zion – für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten, fetten Speisen, mit erlesenen, reinen Weinen. Er verschlingt auf diesem Berg die Hülle, die alle Völker verhüllt, und die Decke, die alle Nationen bedeckt. Er hat den Tod für immer verschlungen und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen und die Schande seines Volkes entfernt er von der ganzen Erde, denn der Herr hat gesprochen. An jenem Tag wird man sagen: Siehe, das ist unser Gott, auf ihn haben wir gehofft, dass er uns rettet. Das ist der Herr, auf ihn haben wir gehofft. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat. Denn die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg.
Jes 25, 6–10a
Alles vermag ich durch den,
der mich stärkt
Lesung aus dem Brief des Apostels
Paulus an die Gemeinde in Philíppi.
Schwestern und Brüder! Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben. In jedes und alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung. Alles vermag ich durch den, der mich stärkt. Doch ihr habt recht daran getan, an meiner Bedrängnis Anteil zu nehmen. Mein Gott aber wird euch durch Christus Jesus alles, was ihr nötig habt, aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken. Unserem Gott und Vater aber sei die Ehre in alle Ewigkeit! Amen.
Phil 4, 12–14.19–20
In jener Zeit erzählte Jesus den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit! Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um. Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren nicht würdig. Geht also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein! Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen. Als der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Menschen, der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er sagte zu ihm: Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen? Der aber blieb stumm. Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt.
Mt 22, 1–14
Mit diesem Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl endet die Komposition der drei Gleichnisse, die der Evangelist zusammengefügt hat: Das Gleichnis von den beiden Söhnen (21,28-32), das das Thema der Bereitschaft aufnimmt, dem Ruf des Wortes Gottes zu folgen. Dann folgt das Gleichnis von den Winzern, die dem Herrn die Früchte nicht erbringen (21,33-46). Hier klingt die Erfahrung an, dass die religiösen Autoritäten nicht die Sache der Gerechtigkeit gefördert haben, sondern auf ihren eigenen Machtgewinn aus waren. Das Schicksal Jesu bildet den Höhepunkt dieser Erzählung: Der Sohn wird umgebracht.
Unser Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl führt uns in die nachösterliche Zeit. Das Gleichnis beginnt wieder mit ‚Mit dem Himmelreich ist es wie mit ...‘ Wieder geht es um die Umschreibung des Zustandes, in dem Gott und Mensch ihre Einheit wiedergefunden haben. Dieser Zustand ist zu vergleichen mit der Situation, in der ein König ein Hochzeitsmahl für seinen Sohn gibt. Gott wird im Gleichnis durch den König repräsentiert. Der Bräutigam, der Sohn, ist nun in der Gemeinschaft mit dem König. Diese Umschreibung steht für den erhöhten Christus. Es fällt auf, dass von der Braut nicht gesprochen wird. In den Blick kommen sollen die Diener und vor allem die zur Hochzeit Eingeladenen.
Während im Weinberggleichnis (21,33-46) das göttliche Werben zunächst mittels der alttestamentlichen Propheten, dann mittels des Täufers Johannes und schließlich mittels Jesu benannt wurde, wendet sich der Blick in unserem Gleichnis den Jüngern zu. Sie sind die ‚Diener‘ in der Geschichte. Sie werden ausgeschickt, um die Einladung zur Gemeinschaft mit Gott und seinem Christus Jesus auszusprechen. Ähnlich wie im Weinberggleichnis werden die Diener zweimal geschickt. Beim zweiten Mal wird sogar bis ins Detail beschrieben, welche Köstlichkeiten an Speisen die Geladenen erwartet. Das unterstreicht, wie besonders und außergewöhnlich diese Einladung zum Hochzeitsmahl ist. Es ist ein Bild für die Fülle des Lebens in der Gemeinschaft mit Gott.
Die Tragik des Geschehens spitzt sich zu: Die Eingeladenen ‚kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um.‘ In der lukanischen Version dieser Überlieferung haben die Eingeladenen noch Ausreden, weil Außergewöhnliches zu tun war. Aber in der matthäischen Fassung kommt die ganze Gleichgültigkeit und Geringschätzung gegenüber dem König zum Ausdruck. Sie gehen ihren Alltagsgeschäften nach. Die Einladung kümmert sie nicht.
Hintergrund des Verstehens in der matthäischen Gemeinde wird die Auseinandersetzung mit den Autoritäten der jüdischen Synagoge gewesen sein: Diese führenden Kräfte – nicht das Volk Israel als Ganzes – verschließen sich der Einladung, wie sie durch Jesus ausgesprochen ist.
Im Gleichnis folgt die Beschreibung eines verheerenden Strafgerichtes. Es ist vorstellbar, dass der Erzähler mit dieser Darstellung an die Situation der Zerstörung Jerusalems erinnern will.
Die Einladung gilt aber trotzdem. Die Einladung Gottes, in seine Gemeinschaft zu kommen, erlischt nicht mit der Ablehnung der Erstgeladenen. Dass die Eingeladenen sich als unwürdig erweisen, hindert den König nicht, sein Hochzeitsmahl auszurichten. Gottes Einladung an die Glaubenden, die Gemeinschaft mit ihm zu feiern, erlahmt nicht. So werden im Gleichnis die Diener mit neuer Anweisung ausgeschickt: ‚Geht also an die Kreuzungen der Straßen hinaus und holt alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein! ... Sie trafen Böse und Gute.‘ Die Boten des Evangeliums laden unterschiedslos ein. Dass es Böse und Gute sind, lässt zunächst an die weite Offenheit der Einladung denken. Wie wir am unerwarteten Schluss des Gleichnisses sehen, spielt es dann doch eine Rolle, mit welchem Habitus, mit welcher Haltung, die Eingeladenen zum königlichen Hochzeitsmahl kommen.
In dieser Gegenüberstellung von den ehrenvollen Ersteingeladenen zu dem gemeinen Volk, das von den Hecken und Zäunen zusammengesammelt wird, spiegelt sich der Kontrast zwischen den religiösen Autoritäten Israels und dem einfachen Volk wieder. Die Ersteren stehen der christlichen Gemeinde und der Mission der Jünger kritisch bis gleichgültig-ablehnend gegenüber. Die einfachen Leute hingegen stehen dem Ruf grundlegend aufgeschlossener gegenüber. Und dass Gute und Böse gerufen werden, entspricht ganz dem Vorbild Jesu, der in besonderer Weise den Sündern den Weg der Versöhnung geöffnet hat.
Wenn die Praxis des Handelns Jesu ins Spiel kommt, dann ist selbstverständlich, dass die Begegnungen nicht folgenlos sind Oft eröffnen sie einen Weg zur persönlichen Umkehr. Die, die Jesus begegnet sind, werden uns überliefert als Menschen, die sich aufgrund der Jesuserfahrung neu orientiert haben. Für das Verständnis des weiteren Verlaufs der Geschichte wird es wichtig, diese Bereitschaft des Einzelnen zur Umkehr mitzudenken.
Der Evangelist Matthäus hat an die ihm vorliegende Überlieferung (wie wir sie bei Lukas in der zu vermutenden Urform
finden) die Episode des Besuchs des Königs angehängt. Völlig unerwartet trifft uns als Zuhörende der Anspruch des Königs gegenüber den spontan Eingeladenen: Als der König schließlich den Gast
bemerkt, ‚der kein Hochzeitsgewand anhatte‘. Wir wollten vielleicht diesem gleich zur Seite treten: Kann man erwarten, dass die Menschen von der Straße weg ein hochzeitliches Gewand tragen? Aber
Geschichten haben die Freiheit, eine nicht nur lückenlose Logik des Ablaufs zurückzulassen. Die sich anschließende Frage des Königs lässt die Absicht des Autors erkennen. Er weist darauf hin,
dass die Einladung (in die Gemeinschaft mit Gott) nicht ohne die angemessene Einstellung, den angemessenen Habitus = das angemessene Gewand geschehen kann. Der König der Geschichte fragt: ‚Wie
bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen?‘ Im übertragenen Sinne ist es die Frage an den von Gott Eingeladenen. Wie konntest du ohne die rechte Gesinnung, ohne das angemessene ‚Gewand‘,
auf die Einladung Gottes reagiert
haben?
Der Gemeinschaft mit Gott geht oft eine bewusste Neuorientierung, eine bewusste Umkehr voraus. Das Matthäusevangelium betont von Anfang an, dass der Weg der Umkehr, die Blickrichtung der Neuorientierung auf das Tun der Gerechtigkeit Gottes gerichtet ist. Das Handeln in diesem Geist, in diesem Habitus, führt in der Überzeugung des Evangelisten zum endzeitlichen Mahl der Gottesgemeinschaft. Der Zugang zum Verständnis des Wesens Gottes hängt eng zusammen mit dem Tun der Gerechtigkeit Gottes. Im Tun der Gerechtigkeit wachsen wir in den Zustand des Himmelreiches, der endgültigen Gemeinschaft mit Gott.
Unsere Schriftstelle endet mit einer Strafgerichtsszene. Die Mahnung an die zuhörende Gemeinde liegt im Hinweis, das eigene Handeln mehr und mehr im Geist der Gerechtigkeit Gottes zu vollziehen. Auch da bleibt für uns die Unsicherheit, ob wir immer wieder auch verstehen, was in der konkreten Begegnung oder in der konkreten Alltagsanforderung als Geist der Gerechtigkeit Gottes zu erkennen ist. Das Verhalten Jesu, wie es uns erzählt wird, ist zumindest eine Richtschnur, an der sich das eigene ethische Verständnis orientieren lernt.
Die abschließenden Worte des Evangeliums sind abweisend. Das Bild der Verdammnis in die ‚äußerste Finsternis‘ ruft Angst hervor. Es ist anzunehmen, dass auch an dieser Stelle der Evangelist ein solches Szenarium entwirft, damit die Gemeinde sich aufgeschreckt weiß: So wollen wir nicht enden. Und was tritt an die Stelle dieser Furcht? Die Entschiedenheit und die Bereitschaft, sich als Eingeladene zu verstehen und die entsprechende Haltung einzunehmen. Dann kommen die Bilder aus den ersten beiden Gleichnissen der Gleichnis-Trilogie mit dem Thema der Einladungen wieder in den Horizont. Gott will ja einladen. Sein endzeitliches Fest ist bereitet. Wir sind die Eingeladenen – zusammen mit all denen, die die Gerechtigkeit Gottes leben wollen. Die Auserwählung, von der der Schlusssatz spricht, ist die Folge des Lebens nach der Gerechtigkeit Gottes: ‚Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt‘.
Den Ruf des Evangeliums mögen viele hören. Ihm zu folgen macht die Erwählung aus. Der Evangelist Matthäus wird nicht müde, diese Erwählung mit dem alltäglichen Handeln, mit der jesuanischen Ethik zu verknüpfen: ‚Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr! wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.‘
Ihr Matthias Schnegg
Nach der Pandemie-Pause ist auch der Sendungsraum Köln - Mitte ist weiter mit der Zukunftsplanung zu Gange. Wieder sind Interessierte auch aus unseren Gemeinden zur Mitwirkung, zur Impulsgabe an die entsprechenden Projektgruppen eingeladen. Hier heißen die entsprechenden Veranstaltungen ‚Boxenstopp‘. Hier die Einladung:
BOXENSTOPP -
Auf dem Weg im Sendungsraum Köln-Mitte
Samstag, 31. Oktober 2020 | 9.30 - 15.00 Uhr
Kirche St. Michael |
Brüsseler Platz 13-15 | 50674 Köln
Anmeldungen bis 26.10.2020 bei Frau Angela Wischmeyer, angela.wischmeyer@katholisch-in-koeln.de oder unter 0221 – 45 45 07-20 unter Angabe der erforderlichen Kontaktdaten. §
Wegen der Herbstferien ist das Pfarrbüro nur Di und Fr von 9-12 und Do von 15-18 Uhr gehöffnet. Bitte bei telefonischer Anmeldung in dieser Zeit das Pfarrbüro kontaktieren. Die Anmeldung per Mail geht jederzeit bis Fr 12 Uhr. §
11.10.2020 - 18.10.2020
28. Sonntag im Jahreskreis 2020
11.00 Uhr Taufe Felicia Mutschler
19.00 Uhr Heilige Messe*
Heilige Messe der Gemeinde
Freitag: 18.00 Uhr Wortgottesdienst,
anschließend Bibelgespräch in der Kirche
29. Sonntag im Jahreskreis 2020
19.00 Uhr Heilige Messe*
Heilige Messe der Gemeinde
* Wegen begrenzt zugelassener Teilnehmerzahl müssen Sie Ihre Mitfeier der Sonntagsmesse leider bitte bis jeweils Freitag 12 Uhr im Pfarrbüro anmelden:
Montag-Mittwoch und Freitag von 9 – 12 Uhr, Donnerstag von 15 – 18 Uhr
Telefonisch: 0221/214615 oder per Mail: pfarrbuero@lyskirchen.de