Wie oft haben wir in den letzten Tagen dieses so nüchtern klingende Wort gehört, gelesen, mitgeteilt bekommen. Dass die Lage mit demCorona-Virus eine bisher nicht bekannte Dimension erreichte, haben wir mitbekommen. Manche schon sehr existentiell – z.B. die Freiberufler, die Dienstleister im Gastgewerbe, für Reiseveranstalter und manche Andere ...
Auch als Kirchengemeinden haben wir wachen Auges gesehen, was auf uns zukommen kann. Es sind nur wenige Tage her, da haben wir auch im Vollzug der Liturgie Einschränkungen hingenommen: Die Kelchkommunion der Gemeinde entfiel. Der Friedensgruß in gewohnter Weise entfiel. Alles letztlich leicht hinnehmbar, obwohl wir schon merkten, dass es die Gemeinschaft, die communio der Feier beeinträchtigte. Es ist nicht nur Gewohnheit, von der wir Abstand nehmen mussten. Durch das Fehlen wurde noch einmal einsichtiger, wie kostbar diese Zeichen im gemeinsamen Gottesdienstfeiern sind. Sie sind mit ein Teil der Gewissheit, dass wir als Gemeinde die Zelebrantin des Gottesdienstes sind, unseres Dienstes vor Gott, der antwortet auf den Dienst Gottes an uns, wie er im dichtesten in der Hingabe Jesu sich bezeugt. Der Empfang der Hl. Kommunion unter beiderlei Gestalten ist ein starker Ausdruck unserer Gemeinschaft in dieser Hingabe Jesu, in der Bezeugung der Liebe Gottes zu uns.
Wir haben diese Einschränkungen angenommen, weil sie – wie auch die Absage der Gottesdienste erst einmal bis Karfreitag – sinnvoll und unser aller individuellem wie gemeinschaftlichem Wohl dienen. Wir nehmen die zunächst von der Stadt Köln, danach auch vom Erzbischof verordnete Absage aller unserer Gottesdienste bis zum Karfreitag mit Einsicht und Unterstützung an. Um des Lebensraumes unseres Gemeinwesens willen – und das weit über Köln und Deutschland hinaus.
Ich weiß nicht, wie diese Nachricht von der Absage Sie selbst erreicht und berührt hat. Ich habe bald Resonanzen gehört – wohltuend liebvoll, mit Bedauern, mit Mitgefühl, mit Schmerz – immer im Wissen, dass dies eine notwendige Maßnahme ist.
Mir selbst kam im langsamen Ereichtwerden von der Wucht dieser Absage nach und nach das Bild wie beim Eintritt eines Trauerfalls: Ich habe die Absage kommen sehen – wie man bei einem länger Kranken irgendwann damit rechnet, manchmal sogar ersehnt, dass der Tod eintreten wird. Wenn der Tod sich aber ereignet, dann ist alles doch ganz anders als man meint sich innerlich vorbereitet zu haben. Dann tritt zunächst wie von selbst eine Geschäftigkeit ein – Benachrichtigungen, Gespräche, Absprachen, Informationen und wieder Gespräche, Absprachen, Mails ... Das ist wie das aktionistisch - funktionierende Vortasten durch einen Nebel. Nur ganz ab und an gibt es die Berührung mit dem Schmerz des Verlustes, der sich gerade anbahnt. Und die Kostbarkeit kommt ins Bewusstsein, als die sich das erweist, was vorher doch über Jahrzehnte hin alltäglich gewiss war. Eintritt der Trauer, die Patin des Verlustes ist.
Und es ist so schmerzlich und zugleich wohltuend, diese Kostbarkeit als nicht selbst geschaffenes Geschenk zu spüren, was so selbstverständlich da war – und in unserem Falle ja auch wiederkommen wird.
Der Ernst des Corona-Virus hat uns in diese unabdingbare Situation gebracht. Die Trauer darf und soll sein. Es muss auch nicht gleich eine ideologische Gewissheit – im Bild gesprochen - der Auferstehung alles verherrlicht sehen. Es tut ja gut, dass die Absagen Verlustschmerz hinterlassen. Das ist nicht ein Schmerz, dass Gewohntes durchkreuzt wird.
In all dem wage ich – nicht zur Schmerzverweigerung – diese Situation als eine geistliche Herausforderung zu sehen und anzunehmen. Ich weiß im Moment nicht, was der Geist uns mit diesem Verzicht auf Gottesdienstfeiern in der Gemeinschaft sagen will. Vermutlich wird sich uns bei einiger geistlicher Wachsamkeit etwas zeigen. Das ist die Einladung an uns als Gemeinde von Maria Lyskirchen, dass wir alle uns wach halten für das, was der Geist uns für die Zwischenzeit mit auf den Weg gibt.
Daher die Einladung, dass alle sich bitte rückmelden, (schnegg@lyskirchen.de) die eine Idee haben, wie wir uns als geistliche Gemeinde verbunden wissen, ohne dass wir nebeneinanderstehen. Ob das ‚des Geistes‘ sein wird, wird sich dann im Tun herausstellen. In dieser Offenheit sind wir in Lyskirchen nicht ganz ungeübt.
Das ist dann das Vitale an der Situation, dass wir die Herausforderung des Geistes annehmen mögen. Ich lade Sie sehr herzlich dazu ein.
In die Zeit der Abstinenz von gemeinschaftlichen Gottesdiensten fallen auch große Kollekten, die denen zugute kommen, die sowieso am Rand der gesellschaftlichen Sicherungen stehen. MISEREOR wäre am 29. März. Am Gründonnerstag halten wir seit einigen Jahren als ‚nachhaltiges‘ Zeichen der Fußwaschung die Kollekte, mit der wir eine ganze Winterzeit über das Sonn- und Feiertagscafé für obdachlose Drogenabhängige im NOTEL finanziell ermöglichen. Mir liegt sehr daran, dass wir trotz der ausfallenden Gottesdienste diese Armen nicht aus dem Blick lassen. Daher die Bitte, dass Sie die Gelder, die Sie ansonsten dafür in das Kollektenkörbchen geworfen hätten, entweder der Kirchengemeinde überweisen – mit den Stichworten ‚Misereos 2020‘ und/ oder ‚Gründonnerstag‘ – oder mir in einem Umschlag mit Ihrer Anschrift und dem Betrag und der Zweckbestimmung übergeben.
Und verbunden sind wir in Gedanken, im Gedenken, im Gebet.In all dem liegen Hoffnung und Vertrauen, dass wir diese Auszeit des gemeinsamen Gottesdienstfeierns als eine Einladung neuer geistlicher Erfahrung durchleben werden.
Von Herzen verbunden
Ihr Matthias Schnegg