Sonntag, 25. Juni 2017 ist der 176. Tag des Gregorianischen
Kalenders somit verbleiben noch 189 Tage bis zum Jahresende.
Ein historisches Datum in der Geschichte der Türkei und Kanadas: In den beiden Ländern waren am 25. Juni 1993 zum ersten Mal Frauen an der Spitze der Regierung. In Kanada wurde die 46-jährige Kim Campbell Premierministerin. Die der Konservativen Partei Kanadas angehörende promovierte Juristin löste damit ihren Vorgänger Brian Mulroney nach dessen Rücktritt ab. Jedoch schon im November desselben Jahres musste sie bei Neuwahlen ihr Amt an Jean Chrétien abgeben. In der Türkei setzte sich die 47-jährige Wirtschaftswissenschaftlerin Tansu Çiller gegen zwei männliche Mitbewerber durch. Frau Çiller war vor ihrem Amt als Ministerpräsidentin in der türkischen Regierung als Wirtschaftsministerin tätig. Sie war bis 1996 Ministerpräsidentin der Türkei.
Memento mori
„Wer begehrt Einlass?“
„Dr. Helmut Josef Michael Kohl, von 1969 bis 1976
dritter Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz und von 1982 bis 1998 sechster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland."
„Wir kennen ihn nicht!“
(klopf ... klopf ...klopf)
„Wer begehrt Einlass?“
„Dr. Helmut Kohl, „Kanzler der deutschen Einheit“, Ehrendoktor zahlreicher Universitäten und Ehrenbürger EUROPAS, Träger hoher und höchster staatlicher und kirchlicher Auszeichnungen, Orden und
Ehrungen, die ihm
verliehen wurden in Anerkennung seines jahrzehntelangen Kampfes für die
Freiheit der Völker, für die Integration Europas.“
„Wir kennen ihn nicht!“
(klopf ... klopf ...klopf)
„Wer begehrt Einlass?“
„Helmut – ein sterblicher, sündiger Mensch!“
„So komme er herein!“
Frei nach der Einlasszeremonie der Habsburger für die Kapuzinergruft
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann. Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.
Mt 10,26-33
Wir haben von der Aussendung der Schülerinnen und Schüler Jesu gehört – dass sie andere Menschen mit in die Schule des Evangeliums nehmen. Sie mögen überzeugen durch ihr gelebtes Zeugnis von der lebenspendenden Kraft des Evangeliums.
Die Leseordnung hat den Abschnitt übersprungen, in dem von den denkbaren Folgen eines solchen Bekenntnisses die Rede ist. Nicht alle werden sich freuen über die Mission. Es wird Anfeindung geben, Ausgrenzung, Verfolgung. Die Erklärung dafür klingt nüchtern: ‚Ein Jünger steht nicht über seinem Herrn. Der Jünger muss sich damit begnügen, dass es ihm geht wie seinem Meister …‘ (V. 24f). Der Messpunkt aller Nachfolge, aber auch aller Folgen aus dieser Schule des Evangeliums, ist Jesus. Seinen Tod um seines Zeugnisses willen und seine Auferweckung um der Erfüllung dieses Zeugnisses willen gilt es mitzubedenken, auch in den folgenden Ausführungen.
Es folgt eine Ermahnung an die Jünger, sich nicht vor ‚denen‘, den Bedrängern, zu fürchten. Der Evangelist spricht in die konkrete Lebenssituation seiner Gemeinde. Sie befindet sich in der Auseinandersetzung mit der Synagoge, aber auch mit den Zweifeln innerhalb der Gemeinschaft. Sein Evangelium versteht sich als Form der Auseinandersetzung, des Gespräches mit seiner Gemeinde. Wir lesen heute das Evangelium und versuchen, es gelöst aus seiner Entstehungsgeschichte als Kommunikation mit uns zu begreifen.
Die Bedrängnis um unseres Glaubens willen ist – gottlob – für uns nicht die alltägliche Wirklichkeit. Es stimmt, dass es Auseinandersetzungen mit Andersdenkenden gibt, es stimmt, dass wir manchmal als Exoten innerhalb einer anders sich bewegenden Gesellschaftsnorm festgestellt werden. Aber um Leib und Leben geht es für uns nicht. Ganz anders ist die Lebenssituation von Christen, die in ihrer Existenz bedroht werden – um ihres Glaubens willen. Wir wissen von Ermordungen von Christen in mehreren Ländern dieser Erde. Wir verstummen vermutlich oft vor der Kraft, die diese Glaubensgeschwister trotz ihrer vom Tod bedrohten Existenz aufbringen. Viele von uns werden sich kleinlaut fragen, ob wir dann wirklich standhaft bleiben könnten? Bekenntnis gegen Leben?
Wir wissen nicht, wie Verfolgte heute diese Texte des Evangelisten lesen und aufnehmen. Der Evangelist zeigt sich in einer zwingenden Klarheit: ‚Fürchtet euch nicht vor ihnen!‘ Einen gewichtigen Grund hat er vorher in Vers 19f benannt: ‚Der Geist eures Vaters wird durch euch reden‘. Das ist ein wuchtiges Vertrauen. Der Evangelist sieht es berechtigt im Zeugnis Jesu: In seinem Verhör vor den weltlichen und religiösen Autoritäten in seinem Prozess war es der Geist Gottes, die Lebenskraft Gottes, die durch ihn sprach. Wie sollte das nicht auch für die zu denken sein, die ihm nachfolgen – so der Evangelist?
Dann greift der Autor das Gegensatzpaar von verborgen und offenbar auf. Im Kontext des Evangeliums ist hier die Rede von der Durchsetzungskraft, die die Botschaft vom Himmelreich hat. Mag sie noch so bekämpft sein, sie wird vor den Gegnern obsiegen. Und darum sollen die Jünger unerschrocken von den Dächern verkünden, was sie zu verkünden haben. Eine entwaffnende und zugleich beängstigende Unerschrockenheit.
Eine eigene Färbung bekommt diese Botschaft durch die Hinweise der Verse 28-33. Hier entwirft der Evangelist die Szene des Gerichtes. Der Mensch, auch der Jünger, wird sich mit seinem Leben vor Gott zu verantworten haben. Auch der Einsatz für die Verkündigung des Evangeliums ist Bestandteil des Gerichtes, der letzten Verantwortung des Lebens vor Gott. Wir wissen nicht, wie dieses Gericht sich vollzieht. Wir haben – wie bei allen transzendenten Aussagen – nur menschlich erfassbare Bilder, Analogien zu Verfügung. Sie sind auf der einen Seite naiv, weil es ganz anders, eben jenseits der Kategorien menschlichen Erfassens sein wird; sie sind auf der anderen Seite aber auch nötig, weil wir sonst diesen existentiellen Dingen unseres Lebens keinen Ausdruck geben könnten.
Im Bezug auf das ausstehende Gericht zeigt die Botschaft des Evangelisten an seine Gemeinde hier zwei Zielrichtungen: Sie ist tröstend, denn auch die Gegner müssen sich vor Gott rechtfertigen. Diese Botschaft ist aber im Blick auf das verantwortende Gericht auch eine religionspädagogische Mahnung, als Frau und Mann der Nachfolge nicht zu versagen. Das Matthäusevangelium lässt uns in einer Spannung zurück: Wir brauchten keine Furcht zu haben, denn der Geist spricht durch uns; wir brauchten keine Angst zu haben, denn selbst in dem gewaltsamen Tod wird es uns gehen wie dem Herrn Jesus: durch Tod zur Auferweckung. Wegen dieser Aussicht wagt der Evangelist diese Heftigkeit seiner Mahnung: vor dem Gericht Gottes nicht versagen zu müssen, weil wir im Leben versagt hätten in der unerschrockenen Bekundung des Evangeliums. In der Bilderwelt des Evangelisten steht die Hölle als Wirklichkeit dar, wenn der Mensch vor lauter Todesfurcht seinen Gott verleugnete.
Mir scheint es völlig unangemessen, mit diesen Aussagen unserer heutigen Präsenz in der säkularen Gesellschaft Druck zu machen. Manche werden deutlich unterscheiden, was zum Leben und Bezeugen des Evangeliums gehört und was zum Erhalt der Kirche als Organisation dient. Und es kann nicht darum gehen, um des Evangeliums willen leiden zu wollen. Es ist nicht einfach, sich in der dieser Aussage des Evangelisten einzufinden – es sei denn, eine weltentrückte Idealvorstellung könnte uns locken. Aber die Wirklichkeit der Bedrängnis um des Glaubens willen ist zu gewichtig, als sie aus gesicherten Positionen moralisierend voranzutreiben. Was bleibt, ist das Wissen um die Verantwortung, die unser Leben vor Gott trägt.
Wer verdächte uns, wenn wir Angst vor Bedrängnissen oder gar tödlichen Verfolgungen haben? Dahinein setzt das Evangelium einen nachdenklichen Impuls – geprägt aus der Bilderwelt seiner Zeit. Matthäus unterstreicht die Souveränität Gottes – als Gegenwirklichkeit gegen die Feinde und Bedränger der Glaubenden. Will sagen, dass sich auch die Gegner dieser Souveränität und der Richtermacht Gottes nicht entziehen können. Ohne Gottes Wissen geschieht nichts; selbst ein Spatz, der nur ein paar Cent auf dem Markt kostete, fällt nicht ohne Gottes Wissen vom Himmel. Wie viel kostbarer ist der Mensch, dass Gott seiner gedenkt! Auch hier bewegen wir uns in einem Gottesverständnis, das der Zeit des Evangelisten geschuldet ist. Manchen ist es eine allzu naive Vorstellung, dass Gott um jeden einzelnen Vogel am Himmel weiß. Auch hier haben wir keine andere Möglichkeit, als in Analogien zu sprechen.
Der Evangelist beschönigt nicht, dass die Bedrängnis auch den Tod mit einschließen kann. Er spricht von denen, die ‚den Leib töten‘. Im Kontrast dazu die Vorstellung der Fürsorge Gottes, der so den Menschen behütet, dass er in Sorge um jedes Haar eines Menschen sei. Das ist ein zu gewaltiges, zugespitztes Bild, um die gänzliche Fürsorgekraft Gottes zu beschreiben. Genährt wird dieses Verständnis auch aus dem Leben, dem Tod und der Auferweckung Jesu. Seinen Leib konnten die Menschen töten. Seine Auferweckung durch die Lebenskraft Gottes hat diesen Tod aufheben können. Dieses Vorbild Jesu wird der Gemeinde in Erinnerung gerufen. Darum darf sie darauf vertrauen, von Gott niemals in Stich gelassen zu sein.
Was bleibt, ist die Einforderung des Evangelisten, sich eindeutig auf die Seite Gottes zu stellen. Wieder verwendet Matthäus einen starken Kontrast: bekennen oder verleugnen, Leben in der Gemeinschaft mit Gott haben oder verlieren.
Das Evangelium weiß, dass Menschen nicht immer die Kraft des unerschrockenen Bekenntnisses haben. Petrus ist einer der Zeugen dieser Menschlichkeit. In all seinem Verrat hat er auf die Zuwendung des Christus Jesus bauen dürfen. Er ist trotz allem zum Fels seiner Kirche geworden.
Unser Textabschnitt wird uns provozieren können. Wie ist das mit dem unerschrockenen Eintreten für unseren Glauben? Der Text behüte uns aber auch vor idealisierenden und moralisierenden Überhöhungen. Gottlob sind wir derzeit unbehelligt vom existentiellen Bekenntnis – Tod oder Leben. Unser Blick auf die Verantwortung wird gestärkt. Und die Zusage seines Geistes, der zur rechten Stunde uns Beistand ist, ermutigt.
Ihr Matthias Schnegg
12.00 Uhr Taufe des
Kindes Louise El Mansouri
19.00 Uhr Heilige Messe der Gemeinde
Donnerstag:
18.00 Uhr Heilige Messe
zum Hochfest
Peter und Paul
Freitag: 18.00 Uhr Heilige Messe in der Krypta, anschließend Bibelgespräch im Pfarrsälchen
Samstag:
15.00 Uhr Trauung
des Brautpaares
Hannah Heitfeld und Erik Hohl
19.00 Uhr Heilige Messe der Gemeinde
KOLLEKTE: Peterspfennig
Victoriastrasse 12, Köln
Dienstag um 18.45 Uhr
Donnerstag um 18.45 Uhr
Am kommenden Donnerstag begehen wir das Fest der Heiligen Petrus und Paulus. Sie waren im Zeugnis der Überlieferung zwei sehr unterschiedliche Menschen. Sie haben miteinander gestritten und um den richtigen Weg des Evangeliums gerungen. Sie sind in ihrer Person auch Ermutigung, auf dem Weg unseres Glaubens miteinander um den richtigen Weg zu ringen – manchmal geht das offensichtlich auch nicht ohne fundamentale Auseinandersetzungen. Diesen beiden Heiligen gilt auch unser feierndes Gedenken in der Hl. Messe am 29.6. um 18 Uhr. Wir feiern im Angesicht der beiden Steinfiguren aus dem ehemaligen historistischen Hochalter unserer Kirche. Heute sind die Figuren (nach langen Jahren im Schrank des Depots) wieder über dem Taufstein zu sehen. Dort wird auch die hl. Messe sein.
In Stein gehauen: Petrus mit Schlüssel, Maternus mit drei Mitren, Nikolaus mit Anker und Paulus mit dem Schwert über unserem Taufbecken in Lyskirchen
Wir können unsere Überlegungen zu dem, was wir individuell glauben, weiterführen. Als Glaubensgemeinschaft brauchen wir Texte, die uns als Gemeinschaft verbinden, auch rückbinden in die Ursprünge unseres Glaubens. Wir sind uns dabei bewusst, dass wir auf die Sprache der Überlieferung angewiesen sind. Diese Sprache trifft nicht unbedingt die Ausdrucksform, in der wir heute sprechen und bekennen. Sprache trägt auch Gedanken. Sprache kann im Laufe der Zeit sogar Sinnverschiebungen erfahren, die auch ein Bekenntnis in Zweifel bringen, weil wir heute etwas anderes unter einem Wort verstehen als es früher war. Das gilt z.B. für den Begriff der ‚Person’ im Zusammenhang mit dem Bekenntnis der Dreifaltigkeit Gottes.
Umso wichtiger, dass wir im Austausch bleiben über das, was unser Bekenntnis des Glaubens ist. Das hat nach unserem Verständnis ja auch etwas mit dem aktuellen Wirken des Hl. Geistes zu tun. Glaubensgemeinschaft ist immer auch Interpretationsgemeinschaft. Da kommt es auf die/den Einzelne/n genauso an wie auf die Gesamtgemeinschaft.
Aus dem Credo-Projekt sind individuelle Bekenntnis formuliert worden. Sie sind Beiträge in unsere Interpretationsgemeinschaft hier vor Ort.
Ich glaube an den Urknall und das Paradies, die Verwandtschaft der Menschen mit den Lungenfischen und die Liebe, die uns erschafft und aus der Finsternis der Einsamkeit rettet, dass der Mensch unausweichlich schuldig wird, und der andere dir Verzeihung gewähren kann, dass Irrtümer notwendig sind, und keine Weisheit billig zu haben ist, dass die Vergänglichkeit der Welt eine weise Entscheidung war,
auch wenn das noch so schmerzlich ist. Ich glaube, dass jeder Mensch mit dem anderen verbunden ist und keiner mehr wert ist als der andere und keiner weniger,
dass wir uns verstehen können ohne, die gleiche Sprache zu sprechen,
und dass Männer und Frauen und Frauen und Frauen und Männer und Männer
sich erkennen können. Vor allem aber glaube ich, dass in dem allen
ein Schöpfergeist wirkt, der Sein und Dasein innewohnt und jegliches unerkannt bestimmt. Diesen Geist bringen die Dichter - die genannten und die ungenannten -
ins Wort, um dem Leben einen Erzählstrom zu verleihen und sich an die beschlossene Ordnung heranzutasten und ihr Geltung zu verschaffen im Chaos der unendlichen Möglichkeiten. So, glaube ich, erwachsen uns Titanen und Götter,
Dämonen und Lichtgestalten, Propheten und Erlöser, an die sich die Unbegreiflichkeit der Schöpfung binden lässt, denn auch Sternenhaufen, Mikroben und Atome brauchen eine Heimat, und ich darf den Faden weiterspinnen und mir einen Himmel denken, in dem ich gebildet wurde, bevor ich in den Schoß meiner Mutter geriet, einen Himmel, mit dem ich verbunden bleibe das ganze irdische Leben lang in der Nähe, in der Ferne und nach allen Regeln der Kunst,
die unbezahlbar ist wenn in der Welt mein Bruder nach mir ruft bis ich ihm seinen Anteil gebe. An diesen Himmel glaube ich, und dass ich dorthin morgen
oder irgendwann zurückkehre und wieder werde, was ich war,
verbunden hier wie dort jetzt und in Ewigkeit. Amen
Ich glaube
an das Unaussprechliche
zu dem ich reden möchte
und dem ich deshalb einen Namen gebe:
GOTT
den ich Vater nenne
weil ich auf seine Liebe hoffe
die nicht verdiente
durch nichts verlierbare
die mich gemeint
und mich gewollt
so wie ein jedes anderes
ich glaube
dass du, göttlicher Vater
gegenwärtig und wirksam bist
in allem, was dir sein Dasein dankt
so auch in mir
und jeder Kreatur
dass du mir gleichwohl Freiheit schenkst
die Zeit
die mir in dieser Welt gewährt
nach meinem Willen zu gestalten
auf meine Weise mitzuwirken
im Spiel deiner Schöpfung
auf dessen Sinn
den oft mir unbegreiflichen
ich vertraue
ich glaube an dich
hoffe auf dich
und vertraue dir
verlass mich nicht
in den Stunden meines Zweifels
Sogar der Schweizergardist ist an diesem Nachmittag lockerer als sonst. „Ach, stellen Sie sich doch einfach in der Schlange der Deutschen an!“ Okay. Eine kurze Sicherheitskontrolle, und schon ist man drin in der anderen Welt.
In der anderen Welt des Vatikans auch. In einer Welt der Dirndl und der Haferlschuhe, der Gamsbärte und der Federbuschen an den spitzen Filzhüten, wo man bayerisch spricht und österreichisch und badisch und pfälzisch. In der Sonne blitzen die Trompeten und die Hörner, die Querflöten, die Saxophone, die dicken Tuben. „Aaaach-tung!“ schreit der Kapellenmeister aus Osttirol und reckt seinen Stab kerzengerade in die Luft. Dann setzen sie ihre Instrumente an und los geht’s, im Gleichschritt, mit fröhlicher Marschmusik. Fronleichnam ist. Am Wochenende feiern sie das Fest auch im Vatikan nach. Mit einer Prozession. Aber was für einer! Georg Gänswein hatte sie für seinen Chef ausgedacht. Etwas richtig schön Bayerisches, Volkstümliches, Herzerwärmendes sollte Benedikt XVI. da jedes Jahr geschenkt bekommen, aber als diese Fronleichnamsprozession 2013 zum ersten Mal stattfand, da war Benedikt schon Ruheständler. Gleichwohl, seit damals ist das heilige Marschieren Tradition, und solche Menschenmassen wie dieses Jahr haben auch noch nie teilgenommen. Mundpropaganda.
Zwei Blaskapellen vorne, zwei hinten, so zieht der zünftige Zug durch die Vatikanischen Gärten, die so saftig grün sind wie eine alpenländische Wiese, nur dass im Hintergrund kein barockes Zwiebeltürmchen aus den Hügeln lugt, sondern die mächtige, eher strenge Kuppel des Petersdoms. Auf halber Höhe verstummt der fröhliche Wandermarsch. Die Leute flüstern nur mehr, es folgt ein Marienlied – exakt vor dem Kloster, in dem Benedikt seinen Lebensabend zubringt. Einen Blumenteppich zu seinen Ehren haben sie da hingebreitet, wie man es in Bayern vor den Altären der Fronleichnamsprozession macht, einige winken hinauf. Aber an den Fenstern zeigt sich keinerlei weiße Gestalt.
Weil die Prozession formell vom Campo Santo Teutonico veranstaltet wird, jenem deutschen Priesterkolleg und Friedhof innerhalb der Vatikanmauern, gehen der Prozession – mit ihren schwarzen Kutten angetan – auch die Mitglieder der dazugehörigen „Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes“ voraus. Diese Deutschen, Österreicher, Schweizer, Flamen sind die einzigen in der Prozession, die wissen, wo sie enden – nicht nach der geistlichen Handlung heute, sondern nach all des Lebens Müh und Plag: Als Mitglieder der Bruder- (und Schwestern-)schaft erwerben sie mit ihren frommen Übungen das Recht, auf dem Campo Santo beerdigt zu werden.
Vor der Marien-Grotte auf höchster Hügelhöhe stoppt die Prozession. Die Blaskapellen nehmen Aufstellung zur Messe. Zwei Stunden müssen sie da, regungslos, in der römischen Sonne rösten und spielen. Es predigt der Berliner Erzbischof Heiner Koch, der seine Predigt in den vatikanischen Gärten mit einem Irrtum eröffnete: "Viele Grüße aus Berlin, einer Stadt, in der es nichts gibt, was es nicht gibt." Und danach geht’s den Prozessionsweg wieder runter. Vier Schweizergardisten tragen den „Himmel“, unter ihm Erzbischof Koch die Monstranz mit der geweihten Hostie. Neben dem Altar fürs feierliche Abschlussgebet stehen sogar richtig bayerische „Prangerstauden“: junge Birken, eigens importiert von nördlich der Alpen, sowas wächst in Rom nicht. Der Fronleichnam klingt mit gleich sechs Nationalhymnen aus; der ganze irgendwie deutschsprachige Alpenraum will sich da zu Wort melden. Dann legen die Blaskapellen, alle miteinander, ein Platzkonzert hin. Und noch lange nach dem Hinausgehen hört man’s weit über den Petersplatz schallen: „Ein Prosit, ein Pro-hosit der Gemütlichkeit!“
frei nach Paul Kreiner