Er gab sein Leben als Sühnopfer hin;
er wird Nachkommen sehen und lange leben
Lesung aus dem Buch Jesaja
Der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen Knecht, er rettete den, der sein Leben als Sühnopfer hingab. Er wird Nachkommen sehen und lange leben. Der Plan des Herrn wird durch ihn gelingen. Nachdem er so vieles ertrug, erblickt er das Licht. Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich.
Jes 53, 10-11
Lasst uns voll Zuversicht
hingehen zum Thron der Gnade
Lesung aus dem Hebräerbrief
Brüder! Da wir nun einen erhabenen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, lasst uns an dem Bekenntnis festhalten. Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat. Lasst uns also voll Zuversicht hingehen zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit.
Hebr 4, 14-16
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
In jener Zeit traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu ihm und sagten: Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. Er antwortete: Was soll ich für euch tun? Sie sagten zu ihm: Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen. Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde? Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde. Doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die diese Plätze bestimmt sind. Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.
Mk 10, 35-45
‚Bei euch aber soll es nicht so sein ...‘ diese Mahnung spricht Jesus in der Erzählung des Markusevangeliums aus. Wir sind weiterhin im Verlauf des Evangeliums auf dem Weg von Galiläa nach Jerusalem. Ausgangspunkt ist die Wirkungsstätte Jesu mit all den Erfahrungen in Wort und Tat. Ende ist die Vollendung in der Hingabe am Kreuz und in der Auferweckung aus dem ewigen Tod, aus der Auslöschung. Der Evangelist hat diesen Weg genutzt, um seine Gemeinde zu unterweisen, wie das Hinter-Jesus-Hergehen, die Nachfolge, praktisch aussehen kann. Sehr bald wird deutlich, dass das Denken und Handeln Jesu nicht nur nach den Spielregeln der menschlichen Gesellschaftsformen abgeht. Darum dieses Unterscheidungsmerkmal: ‚Bei euch aber soll es nicht so sein ...‘ – nicht so, wie man landläufig sagt: ‚Das ist eben so in unserer Gesellschaft.‘
Wie so anders die Blickrichtung und Haltung in der Nachfolge Jesu sein kann, haben die anderen Schwerpunkte in der Episode des Evangeliums ‚auf dem Weg‘ schon gezeigt: Der Messias, der Heilsbringer wird nicht in Glorie sich durchsetzen. Er wird den Weg des Leidens und Sterbens gehen, freiwillig. Die Verheißung für die ihm Nachfolgenden ist ebenso nicht der Glanz, sondern das Kreuztragen und das Lösen aus der Selbstbezogenheit. Die Schülerschaft wird mit der Demut des Misserfolgs zurechtkommen müssen. Gesellschaftlicher Status wird zurückgenommen zum Wohle der Gemeinschaft. Die Ehe wird ins Licht der Teilhabe am göttlichen Schöpfungswillen gesehen, gelöst vom Wissen um menschliches Scheitern. Dem Reichtum wird eine Absage erteilt. Und im Text des heutigen Evangeliums die Vorrangstellung des Dienens vor dem Herrschen.
Viele Themen, die verdeutlichen, dass das Evangelium Jesu wirklich nicht so sein will wie das übliche Maß.
Nun sind wir Kinder der jeweiligen Gesellschaft und werden entweder Kompromisse zwischen den Anforderungen Jesu und denen der Gesellschaft suchen oder das Evangelium für eine sozialromantische Unlebbarkeit abtun. Oder den Stachel in sich spüren und mittragen, wenn es um die Vertiefung der Gottesbegegnung geht. Es scheint so, dass die damaligen Adressaten des Markusevangeliums sich mit ähnlichen Grundsatzüberlegungen beschäftigten wie wir heute. Die gesellschaftlichen Bedingungen sind unterschiedlich. Die Sperrigkeit des Evangeliums verbindet uns. Sich dennoch um das Evangelium zu bemühen, ist nicht nur eine Frage des Reizes der Andersartigkeit. Es ist eine Frage des Vertrauens, dass die Gottesbegegnung besser genährt wird, wenn wir dem Weg Jesu folgen. Es geht um das Reich Gottes – nicht als abstrakten theologischen Begriff, sondern als Stärkung der Erkenntnis Gottes und der Gemeinschaft mit Gott.
Der Evangelist entwirft die Szene, in der Jesus mit den beiden Söhnen des Zebedäus zusammen ist. Es sind Johannes und Jakobs, zwei der neben Petrus herausgehobenen Gestalten. Sie bitten Jesus um die Zusage: ‚Lass in deiner Herrlichkeit einen von uns rechts und den anderen links neben dir sitzen.‘ Damit werden Ränge erfragt, die bevorzugten, herausgehobenen Ränge. Als aufmerksame Leser werden wir erinnert sein, dass doch ein paar Verse vorher jedweder Rangstreit zurückgewiesen worden ist. An dieser Stelle zeigt der Evangelist wieder einmal seine Nachsicht. Wie schwer ist es, Jesus in seinen Maßstäben zu verstehen? Immer wieder lässt der Evangelist wissen, dass die Schüler Jesu, die ihm so nahen, nichts von der Verkündigung Jesu verstanden haben. Die Fremdartigkeit des von Jesus Gewollten wird hier mit entscheidend sein.
In der Begegnung Jesu mit Johannes und Jakobus wirft Jesus die Frage auf: ‚Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde?‘ Kelch und Taufe sind hier in Anlehnung an alttestamentliche Aussagen Bildworte für den Leidensweg und den Märtyrertod. Die bejahende Antwort der beiden Brüder wird das zur Abfassungszeit bekannte Schicksal der beiden (oder nur des Jakobus?) mit bedacht haben.
Bleibt sodann, dass das Denken in Rangstufen nicht das Denken Jesu, das ‚Denken‘ Gottes ist. Gott allein wird das Lebenswerk der Einzelnen würdigen. Damit sind alle Vermutungen und alle Bitten um Rangzuweisungen nicht angezeigt.
Der Evangelist lässt in unserer Episode die anderen zehn Jünger in Empörung aufbegehren. Wer weiß, welche so menschlichen Gefühle sie dazu angetrieben haben mögen. Der Evangelist geht darauf nicht ein. Er lässt eine Schülerbelehrung folgen. Der Autor gibt nicht auf, die Zuhörerschaft immer wieder auf das Wesentliche der Botschaft zu verweisen. Selbst wenn das Unverstehen immer mitgeht – der Evangelist will beharrlich das Wesen der Nachfolge und die Haltung der Nachfolge formen helfen.
Jesus verweist auf die Logik, mit der ‚die Welt‘ funktioniert. Alle kennen das: ‚Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen.‘ So funktionieren die Machtverhältnisse. der Evangelist hat einen kleinen ironischen Unterton mit eingewoben. Er spricht von denen, die als Herrscher ‚gelten‘ (ein anderer Übersetzer sagt noch eindeutiger: ‚scheinen‘). Im Licht der Verkündigung Jesu sieht die beherrschungsfähige Macht der Menschen nur so aus. Einziger Herrscher ist Gott. Und spätestens wenn die Mächtigen dieser Erde ihr Leben vor Gott verantworten müssen, werden sie ihre begrenzte Macht erkennen.
Menschliche Macht bleibt immer relativ. Groß ist die Gefahr, dass Macht zum Missbrauch verleitet, indem die Macht die Machtloseren unterdrückt, misshandelt, missbraucht. Jesus wird dargestellt als einer, der weiß, dass menschliche Macht von Gott vom Thron gestürzt wird. Menschliche Macht ist von der Macht Gottes geliehene Macht. Aus dieser Perspektive ist klar, dass die menschlich ausgeübte Macht nicht der Entwürdigung anderer dienen darf. Macht ist gegeben, um mit ihr zu dienen, nicht zu herrschen.
Das eben soll bei den Jesu-Nachfolgenden anders sein: ‚Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.‘ Demnach verschließt das Evangelium nicht den Blick auf die gesellschaftliche Wirklichkeit: Es gibt Menschen, die mit mehr Macht ausgestattet sind als andere. Es gibt Menschen, die aufgrund ihrer Aufgaben über andere gesetzt sind. Es gibt Menschen, die aufgrund ihrer Fähigkeiten beherrschende Aufgaben wahrnehmen. Es gibt Erste – von ihrer Aufgabe her. Das lässt das Evangelium nicht aus dem Blick.
Das Unterscheidende liegt darin, wie diese besonderen Aufgaben, die besonderen Stellungen, die besonderen Verantwortungen in einem Gemeinwesen ausgeübt werden. Von der markinischen Gemeinde dürfen wir annehmen, dass sie Probleme hatte mit der Geschwisterlichkeit aller in der Gemeinde. Es gab Freie und es gab Sklaven, Wohlhabende und Arme. Offenbar ist es der Gemeinde schon in diesen Anfängen schwer gefallen, die übliche Gesellschaftsordnung der Haltung des Evangeliums unterzuordnen.
Bei uns könnten sich Fragen ergeben aus hierarchischen Ordnungen in der Kirche, in kirchlichen Einrichtungen und Diensten. Es kann eine Frage des Umgangs innerhalb christlicher Familien sein. Das im Evangelium angesprochene Thema wird in der Christenheitsgeschichte akut bleiben. Es ist nicht zu leugnen, dass ein Leben in der konsequenten Haltung Jesu uns unter den Umständen unserer Gesellschaftsordnung schwer fallen kann, vielleicht sogar schwerfallen muss?
Der Evangelist setzt einen nicht gerade leichten Abschluss. Wir mögen uns bemühen, in diese Haltung zu wachsen: ‚Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.‘ Der Evangelist verweist auf das Handeln Jesu, das diesen Dienst bezeugt. Das letzte und in seiner Tiefe überzeugendste Handeln ist in den Augen des Evangelisten die freiwillige Hingabe Jesu. Sein Tod ist Dienst für die Menschen.
Frucht für die Vielen kann es sein, dass Menschen eine gerechtere, befreitere Welt miteinander finden könn(t)en. Einer der Wege ist der, in die Haltung des Dienstes zum Wohler anderer zu wachsen.
Ihr Matthias Schnegg
29. Sonntag im Jahreskreis:
12.00 Uhr Taufe
19.00 Uhr Heilige Messe der Gemeinde
Donnerstag:
15.00 Uhr Rosenkranzgebet für den Frieden und die Versöhnung
der Religionen und Kulturen
Freitag:
18.00 Uhr Heilige Messe
in der Krypta
Anschließend Bibelgespräch im Pfarrsälchen
Samstag:
14.00 Uhr Taufe
30. Sonntag im Jahreskreis:
18.00 Uhr Heilige Messe der Gemeinde und ein
10. Jahrgedächnis
Umstellung auf Winterzeit
Am kommenden Sonntag wird die Uhrzeit wieder um eine Stunde zurückgesetzt. Am 28.10. beginnt unsere Abendmesse wieder um 18 Uhr.
Victoriastr. 12
50668 Köln
Heilige Messe im NOTEL
jeweils dienstags und donnerstags
um 18.45 Uhr
Die 35. Lesenacht in Lyskirchen ist am 17. November 2018 um 19 Uhr.
Gelesen wird das Buch Daniel.
Kirchenvorstandswahl 18.11.2018
Der Wahlausschuss hat eine Vorschlagsliste beschlossen, die inzwischen aushängt. Ergänzungen sind durch Wahlberechtigte möglich, wenn 20 Wahlberechtigte mit Vor-, Zunamen und Anschrift einen Ergänzungsantrag unterzeichnen. Diese Ergänzungsantrag müsste 27.10.2018 an den Wahlausschuss mit Vorsitz des Pfarrers gerichtet sein.
Ab 3. November kann dann Briefwahl beantragt werden - gerichtet an den Wahlausschuss Marienplatz 17-19, 50676 Köln. Antragsfrist für Briefwahl ist der 14. November 2018.
Es ist sehr wünschenswert, wenn möglichst viele Wahlberechtigte dieses Gremium durch ihre Wahl stärken in der Verantwortung, die es trägt.
Eine Gemeindeversammlung gibt es in Lyskirchen immer dann, wenn jemand bittet, einen Raum zum Gespräch über ein Thema zu eröffnen. Das ist eine sehr angemessene Form, dass Gemeinde im Gespräch bleibt - mit denen, die einer solchen Einladung folgen können und mögen.
Als die Studie zur Realität der sexualisierten Gewalt in der Kirche herauskam, wurde der Wunsch geäußert, einen Raum des Austausches auch in Maria Lyskirchen zu ermöglichen.
Dieses Gespräch fand am vergangenen Sonntag statt. Es war geprägt von einer großen Dichte. Sehr persönliche Äußerungen fanden zusammen, die eine solche Gemeindeversammlung auch zu einem Geschenk der gelingenden Begegnung machen.
Die, die sich zusammengefunden haben, setzen sich so energisch mit dem Skandal der sexualisierten Gewalt auseinander, weil ihnen etwas an der Kirche liegt! Man will ihr nicht schaden, sie nicht mit Kritik geringschätzen. Diese gewollte Verbindung mit der Kirche macht die Konfrontation des Umgangs mit dieser Erfahrung so verletzend und schmerzlich.
Die institutionellen Versäumnisse und
die strukturellen Begünstigungen
sind nicht länger hinzunehmen.
Die zum Gespräch Versammelten sehen sich als Teil der Kirche. Sie sehen sich in der Mitverantwortung (nicht Mitschuld) all dessen, was ‚die Kirche‘ macht.
Wo Mitverantwortung, da ist es nicht länger hinnehmbar, dass Spitzen einer Hierarchie bestimmen, wie Kirche sich darstellt. Die Mitverantwortung bedeutet, dass die Kirchenmitglieder auch strukturell mit zu hören sind.
Durch den Skandal der Ausübung sexualisierter Gewalt hält es die Versammlung für unabdingbar, dass eine Aufarbeitung der Vergangenheit im Erzbistum Köln durch Externe zu erfolgen hat. (Das hat der Erzbischof ja schon angekündigt.)
Es ist unabdingbar, dass die hierarchischen Machtstrukturen in der Kirche bedacht werden müssen. Das Verständnis des Weihepriesteramtes muss neu definiert werden.
Dass eine solche tiefgreifende Buße der Kirche als Institution und der Kirche als Mitverantwortung tragende Gemeinschaft ein längerfristiges Geschehen ist, leuchtet ein. Die Versammlung fordert aber, dass erkennbare erste Schritte mit Mut und Gottvertrauen gemacht werden - sowohl im Umgang mit den Vorfällen der sexualisierten Gewalt in der Kirche als auch in der Umkehr in der Verfasstheit der Kirche.
Uns liegt daran, unseren Erzbischof in seiner besonderen Verantwortung mit unserer Resonanz auf die Studie zu befassen.
Zusammenfassung der Gemeindeversammlung
durch Matthias Schnegg