Köln, am

heutiger Tag

 

  • SANKT MARIA
    IN LYSKIRCHEN

    AN LYSKIRCHEN 10
    50676 KÖLN

 

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    in der Zeit von
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Sankt Maria in Lyskirchen

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Der HERR
segne dich und behüte dich.

 

Der HERR
lasse sein Angesicht leuchten  über dir und sei dir gnädig.

 

Der HERR
hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

 

Numeri 6,24-26

INVIDIA, SUPERBIA, LUXURIA und AVARITIA

Vier Vogelwesen, die Menschen- oder Tierköpfe tragen sind in dem Gesims über dem Portal von Sankt Maria in Lyskirchen dargestellt. Sie symbolisieren vier Hauptlaster: INVIDIA (Neid), SUPERBIA (Stolz), LUXURIA (Wollust) und AVARITIA (Habgier). Weitere Hauptlaster sind nicht dargestellt. Was sollen uns diese Steine sagen?

Sturzgesims des Westportals von Sankt Maria in Lyskirchen
Sturzgesims des Westportals von Sankt Maria in Lyskirchen
INVIDIA, der Neid im Portal von Lyskirchen
INVIDIA, der Neid im Portal von Lyskirchen

INVIDIA, der Neid

im Portal Sankt Maria in Lyskirchen

 

Ein weiterer Blick auf ein Detail im Eingangsbereich unserer Kirche. Die Künstler des 13. Jahrhunderts haben den Menschen wohl sehr gut gekannt. Es ist erstaunlich, wie wir als Menschen in unserem Wesen über die Jahrhunderte hin uns ‚treu’ geblieben sind. Die kleinen Figuren oberhalb des Portals sprechen von menschlichen Haltungen, die uns wie Besetzungen quälen können: Der Neid (invidia), der Stolz (superbia), der Luxus (luxuria) und die Habgier (avaritia). Am vergangenen Sonntag war die ‚Habgier’ in unseren Blick gekommen, weil im Evangelium von dieser Haltung die Rede war. Da war das Interesse wach geworden, was sich denn sonst so alles in der Gestaltung des Eingangsbereiches verberge. Die mittelalterlicher Baukünstler haben nicht nur ‚schön’ bauen wollen, sondern auch mit ihren Bauwerken und Bildern Verkündigung betrieben. An unserem Eingangsbereich werden die Nöte menschlicher Haltungen beschrieben, die uns gefangen halten können – wie der Neid. Eine mürrisch und angestrengt dreinschauende Gestalt mit einer Narrenkappe auf dem Kopf lässt uns nachspüren: So ‚verrückt’ kann das Leben sein, wenn es vom Neid fixiert ist. Wie die Habgier, so behindert auch der Neid die Freiheit des Lebens. Wer einmal vom Neid befressen war, der/die weiß, wie einschnürend vergiftend so ein Gefühl sein kann. Weitere Bilder werden folgen. Und die ‚Auflösung’, denn die Künstler des 13. Jhts. wollten nicht nur darstellen, sondern auch einen anderen Weg öffnen, eine andere Sicht von Welt und Leben jenseits der besetzenden Macht zerstörerischer Gefühle ... 

Superbia, der Stolz im Portal von Sankt Maria in Lyskirchen
Superbia, der Stolz im Portal von Sankt Maria in Lyskirchen

Superbia, der Stolz

im Portal von Sankt Maria in Lyskirchen

 

Superbia, der Stolz, ist eine weitere Figur, die uns in der steinernen Schmuckreihe des Portals anschaut. Sie ist wiederum dargestellt als ‚Sirene’, ein Wesen mit Tierleib und menschlichem Kopf. Der Kopf ist geprägt von einem klaren (durch die Zeit leider verwitterten) Gesichtsausdruck. Eine Krone setzt sich als Akzent über diesen Menschen. Die Haltung, die daraus spricht, heißt ‚Stolz’. Wie alle Tugenden und Untugenden haben diese Haltungen zwei Seiten. Der Stolz kann Ausdruck der Freude und des Dankes sein für das, was gelungen ist. Der Stolz kann aber auch Haltung der Selbstgewissheit sein. Dies ist auch die Darstellung der superbia in unserem Portalabschnitt. Sie hat einen klaren, selbstsicheren Blick. Sie hat einen Verehrer, den Neid. Diese Figur schaut sehnsüchtig auf den Stolz, der sich um so gefestigter weiß, je mehr er Verehrung von außen erfährt. Der Stolz kann aber auch nur Fassade sein, Überheblichkeit und Selbstüberschätzung. Manche Stolze wissen das sehr genau. Sie spüren, wie hohl, wie ohne wirkliche Stärke so ein Stolz ist. Stolz als eine Fassade, die aufgerichtet ist, um die eigene Zerbrechlichkeit vor den anderen zu verbergen. Da kann Stolz auch eine Besetzung werden – eine Haltung, die den Menschen zerreißt, weil Innenleben und Außenwahrnehmung nicht zueinander passen. Die superbia schaut mit energischem Blick in die Welt. Das Portal wird uns einladen, im Wissen um das, was unsere Welt ist, sich einer anderen Weltdeutung zu öffnen. Dazu ergeht dann die Einladung, durch die Türe hindurch zu gehen, um einen anderen Weltenwurf sich erzählen zu lassen, einen, in dem Neid und Stolz nicht nötig sind, um sich im Leben halten zu wollen.

AVARITA (Habgier) im Portal von Lyskirchen
AVARITA (Habgier) im Portal von Lyskirchen

Die ‚Avaritia’, Habgier

im Portal von Sankt Maria in  Lyskirchen

 

Die Künstler des Mittelalters wussten, dass wir – da wir Menschen sind – in der Realität unseres Lebens mit solchen Mächten beschäftigt sind – Mächten wir der Sucht, immer mehr haben wollen zu müssen. Wenn man es nicht weiß, übersieht man fast diese kleinen Figuren in der Mitte des Tryptichons des Portals. Da ist die Avaritia symbolisiert als ein Vogel, der sich den Hals reckt bis zur unaufhaltbaren Überdehnung. Der Vogel will zur Stillung seiner Gier die Trauben erreichen ... und weiß doch, dass er immer wieder neu gieren ‚muss’. Die Künstler des Mittelalters haben gewusst, dass der Mensch so besetzt wird durch Neid, Stolz, Luxus und Gier. Die Einladung heißt: Tretet aus der Logik dieser Welt durch das Portal, die Tür, die JesusChristus selber ist (Joh 10,7) und lasst euch auf einen anderen Lebensentwurf ein – auf das Leben Jesu und seine andere Art, Leben, Schätz des Lebens zu haben.

Das Medaillon im Portal von Lyskirchen
Das Medaillon im Portal von Lyskirchen

Das Medaillon

im Portal von Sankt Maria in Lyskirchen

 

Die Kräfte, die uns am Leben hindern, haben die Künstler des Mittelalters sehr klar benannt: Neid, Stolz, Luxus, Habgier. Es ist sehr ernüchternd, dass diese Haltungen bis auf den heutigen Tag Hinderer eines freien Lebens sein können. Die Ausdrucksformen unterscheiden sich zwischen Mittelalter und heutiger Zeit. Die Charakterzüge offensichtlich aber nicht. Das Portal will aber nicht in der bedrohlichen Beschreibung dieser Haltungen stehen bleiben. Es spricht von einer Möglichkeit, sich dieser ‚Logik der Welt’ zu entziehen: Im Medaillon des Tympanons (dem Bogen über der Portaltüre) steht: Hier liegt, besiegt durch dieses Zeichen, die feindliche Wut. ‚Dieses Zeichen’ – das ist (das heute nicht mehr erkennbare) Lamm mit der Siegesfahne des Auferstandenen. ‚Dieses Zeichen’ ist der auferstandene Herr JesusChristus. ‚Die feindliche Wut’ – das sind die aggressiven, das Leben zerstören wollenden Antikräfte, das Chaos, die widergöttliche Macht. Die Künstler des Portals tragen die tiefe Gewissheit in sich: Wir Menschen sind nicht machtlos den Kräften der Lebensvernichtung ausgesetzt. Der Glaube, das Jesus der Christus ist, schafft Heil. Mit dieser Überzeugung heißt es dann: Mensch, der du bist, wie du bist, besetzt mit allen möglichen ‚Dämonen’ gegen dein Leben; du Mensch tritt ein durch die Türe und lass dir eine andere Logik vom Leben erzählen. Das Portal steht dabei für die sprichwörtliche Aussage des Johannesevangeliums: „Jesus spricht: Ich bin die Tür.“ Und wer durch die Person des JesusChristus geht, der wird eine andere Deutungsmöglichkeit der Welt und des Lebens finden.

 

Wer dann in den Raum der Kirche eintritt, der begegnet ganz zentral den Erzählungen der Offenbarung in den kunstvollen Fresken im Gewölbe der Kirche.